Spielbericht Profis

Rätselspiel des BVB an der Weser

16.12.2020, 07:17 Uhr von:  DocKay
Rätselspiel des BVB an der Weser
Edin Terzic wirkte loyal und souverän bei seiner Pressekonferenz

Edin Terzic hatte kaum Zeit über die vergangenen 72 Stunden nachzudenken. Dann wartete schon im Weserstadion seine erste Pflichtaufgabe als neuer Cheftrainer auf ihn.

Edin Terzic wirkte souverän, als er am gestrigen Tage in der Position des neuen Cheftrainers von Borussia Dortmund seine erste Pressekonferenz gab. Neben dem üblichen Frage- und Antwortspiel der Journalisten blieb mir dabei eine Antwort des Dortmunder Urgesteins in Erinnerung:

Es gibt zwei Arten, wie man ein Fußballspiel gewinnen kann: Zu versuchen, ein Tor weniger zu kassieren als der Gegner. Ich bin eher dafür, dass wir ein Tor mehr schießen als der Gegner.


Edin Terzic

Natürlich kann man zwei Tage nach einer Entlassung des Cheftrainers Lucien Favre die Fußballwelt im Umfeld des Ballspielvereins nicht entscheidend verändern. Man hatte aber am 14.12.2020 gegen 13.30 Uhr das Gefühl, dass es vielleicht nicht wieder dazu kommen sollte, in der zweiten Halbzeit einem Rückstand hinterher zu laufen. Außerdem war hier jemand aus den eigenen Reihen mit einem schwatzgelben Herzen. Ob diese beiden Faktoren ausreichen sollten, eine Reaktion auf das Stuttgart-Spiel zu bewirken, musste der Spielverlauf zeigen.

Terzic lobte Lucien Favre für seinen Sachverstand und bedankte sich für die Zusammenarbeit

Erste Halbzeit

Es sah so aus, als wollte der BVB den Beweis erbringen, dass auch er frühzeitig einen Führungstreffer erzielen konnte. Schon in der 5. Minute fehlte Youssoufa Moukoko, nach Vorlage von Reyna, nur eine Fußspitze, um sein erstes Bundesligator zu schießen. Edin Terzic brachte unser Talent in einem Bundesligaspiel zum ersten Mal von Beginn an. Die linke Seite mit Guerreiro, Sancho und Reus sorgte immer wieder für schnelles Passspiel, und frühes Pressing führte dazu, dass Werder vor fehlendem Publikum nicht ins Spiel kam. So war das 1:0 für den BVB nur eine Frage der Zeit. Es fiel schließlich in der 12. Minute durch den Portugiesen, der eine wiederholte Unordnung in der Werder-Abwehr zu Führung nutzte. Die Offensive von Werder fand quasi bis zur 28. Minute nicht statt. Dann leitete (mal wieder) ein Fehlpass von Manuel Akanji im Aufbau den ersten gefährlichen Angriff der Weserpiraten ein. Gebre Selassie passte auf Eggestein, der auf Möhwald verlängerte und dieser ließ mit einem platzierten Flachschuss ins rechte untere Eck Roman Bürki keine Chance zur Abwehr. Die Borussen zogen sich daraufhin leicht zurück und konnten auch nicht von einem Schuss des Bremers Groß aufs falsche Tor profitieren. Groß traf nur den linken Pfosten, von dem der Ball ins Feld zurück sprang. In der 41. Minute hatte dann Akanji die große Chance, seinen Fehler wieder vergessen zu machen, doch er scheiterte am überragenden Pavlenka. Auf der Gegenseite zeichnete sich unser Keeper bei einem Schuss von Augustinsson aus. Pünktlich nach 45 Minuten ging es mit dem 1:1 in die Pause.

Zweite Halbzeit

Beide Mannschaften betraten unverändert das Spielfeld. Für den Zuschauer vor der Flimmerkiste ging das Rätselraten weiter. Auch gegen den VfB stand es zur Halbzeit 1:1. An das Spielende wollte man nicht so gerne erinnert werden. Der BVB hatte Anstoss und der Beginn der zweiten 45 Minuten unterschied sich etwas vom ersten Abschnitt. Diesmal war Werder am Drücker und Witsel klärte in letzter Sekunde vor Osako. Auf der anderen Seite eröffnete sich erneut nach fünf Minuten Spielzeit eine Großchance für Moukoko nach Vorlage von Marco Reus. Die Borussen wirkten verkrampfter, als hätten sie den Schatten des 1:5 noch nicht ganz abgelegt. Ein Tor von Jadon Sancho konnte wegen Abseits in der 58. Minute leider keine Anerkennung finden. In der 63. Minute hatte Moukoko dann seine dritte gute Chance, traf aber nur das Bein des Gegenspielers. In der 72. Minute wehrte Pavlenka einen Flugkopfball von Marco Reus ab um dann fünf Minuten später zur tragischen Figur zu werden. Etwas unkontrolliert verursachte er einen Elfmeter gegen Akanji. Marco Reus schnappte sich in Kapitänsmanier die Pille und scheiterte zunächst an Pavlenka, um im Nachschuss zu vollenden. War das der Sieg? Die Schlussphase war dann doch noch hektisch. Allerdings zeigten unsere Borussen, dass sie den Kampf und die Laufmeter annehmen konnten. Es war am Ende nicht nur ein Wechselspiel der Gefühle, sondern auch ein Wechselspiel beider Mannschaften. Terzic verstärkte das Team noch mit den Kämpfern Can, Piszczek und Zagadou. Florian Kohfeldt fehlten die wirklichen Alternativen. Nach fünf Minuten Nachspielzeit war dann Schluss.

Fazit

Auf den neuen Cheftrainer kommt noch einiges an Arbeit zu

Es war ein Arbeitssieg, oder, wie mancher sagen würde, ein „dreckiger“ Sieg. Viel mehr als das sollte man sicher nicht in den Spielverlauf hinein interpretieren. Die Mannschaft ist unbestritten in der Lage, bessere Spiele abzuliefern. Trotzdem hat sie eine positive Reaktion gezeigt. Dieser Sieg ist extrem wichtig für das Selbstvertrauen aller Beteiligten. Bereits am Freitag um 20.30 Uhr geht es mit dem nächsten Auswärtsspiel im Stadion "An der Alten Försterei" gegen den 1. FC Union Berlin e.V. weiter. Und auch hier gibt es keine Alternativen zum Sieg, will man nicht den Kontakt zur Spitze verlieren. Hoffentlich ist bis dahin Mats Hummels wieder fit. Gute Besserung Mats!

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