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Die zweite Chance – Die Rückholaktionen des BVB: Teil 2 (Trainer und Präsidenten)

20.06.2019, 10:00 Uhr von:  CHS
Die zweite Chance – Die Rückholaktionen des BVB: Teil 2 (Trainer und Präsidenten)
Arbeiten sie an der nächstne Rückkehr? - Michael Zorc und Aki Watzke

Nachdem nun die Rückkehr von Mats Hummels feststeht, gucken wir weiterhin die Rückholaktionen des BVB an. Das betrifft nicht nur Spieler, sondern auch der Trainerposten oder die Präsidenten.Nicht immer verständlich, nicht immer erfolgreich, aber seht selbst: Im ersten Teil ging es um die Spieler, im zweiten Teil geht es nun um die Trainer und die Präsidenten.

Beginnen wir mal mit dem Meistertrainer von 1956 und 1957, Helmut Schneider. Der Trainer kam 1955 nach diversen Trainerstationen vom FK Pirmasens zum BVB. Nach der enttäuschenden Saison 1954/55 brachte Schneider die Dortmunder nicht nur in die Endrunde, sondern sorgte dafür, dass erstmals die Deutsche Meisterschaft nach Dortmund kam. Ein Jahr später schaffte er Einmaliges. Er spielte im Finale 1957 mit der gleichen Mannschaft, die ein Jahr zuvor Meister wurde. Leidtragender war Aki Schmidt, der eigentlich gesetzt war. Nach der Meisterschaft 1957 wechselte Schneider wieder zurück nach Pirmasens. 1968 kam der Meistertrainer, ebenfalls wieder aus Pirmasens, zum BVB zurück, doch nach acht Spielen war sein Gastspiel wegen Erfolglosigkeit vorbei. Diese Rückkehr war nicht wirklich erfolgreich.

Der nächste in der Auflistung ist Uli Maslo. Der Wattenscheider Trainer wechselte im April 1979 von unseren blauen Nachbarn aus Gelsenkirchen zum BVB. Eigentlich wurde sein Vertrag 1978 nicht verlängert und er kam als Retter nach Dortmund. Doch nach nur zwei Monaten endete seine erste Station in Dortmund. Im Oktober des gleichen Jahres übernahm Maslo die Eintracht aus Braunschweig. Von dort kam er auch 1983 bei seiner zweiten Anstellung. Wiederum nach drei Monaten war sein Gastspiel hier beendet. Seine Rückkehr war weniger erfolgreich (eher ein Flop).

Timo Konietzka, Jürgen Schütz und Aki Schmidt beim Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1963

Eine ganz besondere Rückkehr war Friedhelm „Timo“ Konietzka. Er war zwar nur einmal Trainer beim BVB, aber vorher halt auch Spieler. Im Jahr 1960 kam der Lüner Spieler zum BVB und brachte es dort auf insgesamt 160 Spielen mit 175 Toren. Er wurde nicht nur mit dem BVB Meister und Europapokalsieger, er war auch der erste Torschütze der 1. Bundesliga. Lustigerweise gibt es davon keine Bildaufzeichnung. Nach fünf Jahren wechselte er nach München zu 1860. Nachdem er Trainer wurde, wechselte er von Bayer Uerdingen im Jahr 1984 zum BVB, auf Betreiben des damaligen Managers Tippenhauer. Seine Karriere als Trainer in Dortmund war kurz und endete mit der Anfeuerung „Vorstand, Trainer, Tippenhauer raus“. Auch diese Rückkehr kann man als verfehlt ansehen.

Zwar war Reinhard Saftig nur einmal Trainer beim BVB, aber trotzdem kehrte er zum BVB zurück. Beim BVB begann er 1984 als Co-Trainer beim BVB. Zunächst unter Timo Konietzka. Danach wurde er Co-Trainer von Erich Ribbeck und Pal Csernai. Im Oktober 1984 war er außerdem noch für ein Spiel Interimstrainer. Am 20. April 1986 übernahm er den Cheftrainerposten in Dortmund und sicherte in der berühmten Relegation den Klassenerhalt. 1988 verließ er nach Streitigkeiten um den Mannschaftskapitän den Verein und heuerte bei Hannover 96 an. Nach seiner Tätigkeit als Trainer in Mainz kehrte er 1997 als Chefscout zum BVB zurück. Nach dieser Tätigkeit ging er 2005 als Sport-Geschäftsführer zu Arminia Bielefeld. Seine Rückkehr zum BVB kann man schlecht bewerten. Das Scouting beim BVB war zu diesem Zeitpunkt eher stiefmütterlich behandelt worden.

Horst Köppel beim Interview in der Roten Erde aus dem Jahr 2001

Ein weiterer Kandidat in dieser Rubrik ist Horst Köppel. Im Jahr 1988 ersetzte er Reinhard Saftig, der seinen Vertrag aufgelöst hatte. Vorher war er Trainer bei Bayer Uerdingen. In seiner dreijährigen Trainerzeit in Dortmund gewann er 1989 den DFB-Pokalsieg. 1992 ging er dann zu Fortuna Düsseldorf. Nach seiner Zeit bei den Urawa Red Diamonds unterschrieb Köppel einen Vertrag als Scout beim BVB. Im Jahr 2001 übernahm er dann wieder einen Trainerposten, allerdings bei der zweiten Mannschaft. Nach drei Jahren wechselte er zur zweiten Mannschaft von Gladbach. Seine zweite Amtszeit in Dortmund war trotz aller Auf und Abs bei den Amateuren ein Erfolg. Nicht so wirklich erfolgreich war seine Arbeit zusammen mit Saftig als Scout. Das war aber weniger seine Schuld sondern eher die fehlende Unterstützung der Arbeit im Verein.

Es folgte ein weiterer Spieler, der als Trainer zurück kam. Bernd Krauss spielte in der Saison 1976 bis 1977 für den BVB, kam aber nur auf ein Spiel. Vorher war er beim SV Schüren und ging danach zu Rapid Wien. Seine Rückkehr fand 2000 statt, wo er als Retter nach dem 18. Spieltag verpfichtet wurde. Da er keinen Sieg feiern konnte, musste er schon nach acht Wochen gehen. Seine Rückkehr kann man getrost als Fehler bewerten.

Matthias Sammer mit Trainerlegende Udo Lattek 2000

Kommen wir zum erfolgreichsten Rückkehrer der Vereinsgeschichte, Udo Lattek. 1979 kam der Meisterschaftstrainer überraschend aus Gladbach zum BVB. In seinen beiden Jahren sorgte er für ein Zwischenhoch in einer schwierigen Zeit. Doch nicht nur der BVB hatte eine schwierige Zeit, auch Udo Lattek. Sein Sohn erkrankte an Leukämie und verstarb 1981 daran. Dies nahm er dann zum Anlass, Präsident Rauball um seine Freigabe zu bitten. Schweren Herzens stimmt Rauball zu und Lattek ging schließlich zum FC Barcelona. Seine Rückkehr zum BVB fand im Jahr 2000 statt. Zu diesem Zeitpunkt war Lattek schon Rentner und TV-Experte. Der Grund waren die Probleme beim BVB und die akute Abstiegsgefahr. Zusammen mit seinem Co-Trainer Matthias Sammer rettete er den Verein, aber eine weitere Verpflichtung lehnte Lattek ab. Sowohl seine erste als seine zweite Anstellung waren ein voller Erfolg.

Theo Schneider kam als Spieler 1978 von Grün-Weiß Selm. In seinen vier Spielzeiten kam er über den Status Ergänzungsspieler nicht hinaus und wechselte 1982 zum 1. FC Nürnberg. Seine erste Rückkehr fand in der Saison 1998/99 statt, als er für eine Saison die Zweitvertretung des BVB übernahm. Ab der Saison 2003 bis 2005 betreute er in seiner zweiten Rückkehr die U19, danach betreute er er bis zur Saison 2010/11 die Zweitvertretung. Seine Rückkehr kann man als Erfolg bewerten, allerdings kann man bei den Amateuren im Vergleich zu den Profis nicht unglaublich viel reißen.

Ein weiterer Rückkehrer ist eigentlich ein unspektakulärer Trainer. Seit 1993 war Edwin Boekamp in verschiedenen Posten (Trainer U19, Amateure und Nachwuchskoordinator) im Einsatz, bevor er 2008 als Co-Trainer von Michael Skibbe zu Galatasaray Instanbul wechselte. Nach seiner Co-Trainertätigkeit (wieder unter Skibbe) bei Hertha BSC kam er in der Saison 13/14 wieder zum BVB und übernahm wieder den Posten des Nachwuchskoordinators. Seine Rückkehr muss man, vor allem wenn man sich die Erfolge der letzten Jahre in der Jugend anguckt, als Erfolg bezeichnen.

Michael Skibbe

Als Vorletzter in dieser Rubrik kommt nun Michael Skibbe. Bereits 1994 übernahm er die U19 des BVB, nachdem er vorher die U17 der Blauen betreut hatte. 1997 übernahm er für ein Jahr die Amateure, bevor er dann 1998 die Profis übernahm. Zwar schaffte er in seiner ersten Saison gleich den Europapokal, doch nach der Winterpause 2000 musste er seinen Posten räumen. Unüblich war, dass er wieder in den Jugendbereich wechselte. Danach ging er als Co-Trainer zur Nationalmannschaft. Seine Rückkehr 2019 kann man leider noch nicht bewerten, da diese noch gar nicht vollzogen wurde. Er war vorher Nationaltrainer von Griechenland und wird nun wieder die U19 übernehmen.

Nun kommen wir zu unserem Abschluss bei den Trainern. Otto Addo kam als Spieler 1999 von Hannover 96 in das Ruhrgebiet und wurde hier einmal Deutscher Meister und Finalist im Uefa-Cup. Aufgrund seiner Verletzungen kam er aber in den sechs Jahren auf nur 75 Ligaspiele. Bei seinen 16 Pflichtspiel-Toren für den BVB bleibt ein Treffer aus dem Jahr 2003 in Erinnerung. Trotz eines gerissenen Kreuzbandes erzielte er gegen Austria Wien nach einem Sololauf sein Tor. Dies wurde dann auch zum Tor des Monats September (2003) gewählt. 2005 wechselte er nach Mainz. Zur neuen Saison 2019/20 übernimmt der Hamburger beim BVB die Betreuung der Nachwuchstalente im Übergangsbereich. Der Posten des "Talente-Trainer" wurde neu geschaffen. Auch hier können wir natürlich noch keine Bewertung abgeben.

Abschließend noch zwei besondere Rückkehrer. Denn auch bei den Präsidenten gab es solche Leute. Der erste war August Busse. Seine erste Amtszeit ging von 1928 bis 1933. Danach übernahm Egon Pentrup den Präsidentenjob, dankte aber nach nur einem Jahr wieder ab, weil er sich weigerte, der NSDAP beizutreten. So übernahm wieder Busse den Präsidentenjob.

Dr. Reinhard Rauball beim Spiel gegen Hannover 96 aus dem Jahre 2019

Noch prägender war der zweite Wiederholungstäter, der sogar gleich zweimal wiederkam. Dr. Reinhard Rauball ist der personifizierte Retter. In seiner ersten Amtszeit von 1972 bis 1982 war er mit seinen 32 Jahren sogar der jüngste Präsident der Bundesligageschichte und rettete zum ersten Mal den Verein vor einem drohenden Konkurs. Wegen der Überlastung gab er den Präsidentenposten auf. Doch schon 1984 musste er wieder den Verein retten. Auch hier ging seine Amtszeit nur zwei Jahre. Seine zweite Rückkehr fand 2005 statt, als sich der BVB in existenzbedrohender Lage befand. Zusammen mit der neuen Geschäftsführung Aki Watzke und Thomas Treß konnte diese abgewendet werden und läutete die dritte goldene Zeit des BVB ein. Bei beiden Amtszeiten stellt sich die Frage nicht, ob die Rückkehr erfolgreich war: Sie waren es!

Wie auch bei den Spielern, es gab gute Rückkehrer, aber auch Flops. Die einzige Ausnahme waren unsere Präsidenten-Rückkehr. Alle beide haben bei ihrer Rückkehr gezeigt, wo ihr Herz hängt.

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