Spielbericht Profis

45 Verletzte – Eine Chronologie der Ereignisse

28.10.2018, 13:49 Uhr von:  Ferdinand
45 Verletzte – Eine Chronologie der Ereignisse

Auch im zwölften Pflichtspiel der laufenden Saison bleibt Borussia Dortmund ungeschlagen. Das 2:2-Unentschieden gegen Hertha BSC wird von Ausschreitungen auf der Nordtribüne überschattet

Nach dem Abpfiff wurde nach der Partie erstaunlich wenig über das eigentliche Topspiel zwischen dem BVB und der alten Dame aus Berlin gesprochen. Dabei bot das Spiel - eigentlich - viel Gesprächspotenzial. Ist Zagadou, der in der Nachspielzeit den Elfmeter zum 2:2 verschuldete, der Alleinschuldige an dem späten Unentschieden? War die Fehlerkette davor das Problem? Oder hat der BVB im Vorlauf einfach zu viele Chancen ungenutzt gelassen? War das 1:0 tatsächlich Abseits?

Auf all diese Fragen gibt es unterschiedliche Antworten, unterschiedliche Gegenfragen und unterschiedliche Meinungen. Leider werden diese Fragen im Zusammenhang mit dem Spiel kaum gestellt, weil es vor dem Gästeblock zu einem Polizeieinsatz der Polizei Dortmund gekommen ist. Aber was genau ist passiert?

Wir wollen mit dem folgenden Text die Geschehnisse aus dem Stadion so neutral wie möglich wiedergeben und beziehen keine Stellung, was uns auf Twitter häufig vorgeworfen wurde. Auch distanzieren wir uns ganz klar von jeglicher Form von Gewalt in, um oder während eines Fußballspiels - und selbstredend auch im Allgemeinen. Folgend eine Chronologie der Ereignisse, die zu einem viel diskutierten Polizeieinsatz führte.

Choreografie der Berliner Ultragruppe Hauptstadtmafia

Zu Beginn des Spiels zeigten die Ultras der „Hauptstadtmafia“ eine angemeldete und durch Borussia Dortmund genehmigte Choreografie zum 15-jährigen Bestehen der Gruppe. Diese wurde durch diverse Rauchtöpfe, Blinker sowie bengalische Feuer begleitet. Durch die große Rauchentwicklung (gerade im Oberrang) kam es laut offiziellem Polizeibericht zu zehn Verletzten, die sich bei den Sanitätern meldeten und über Beschwerden im Zusammenhang mit den Atemwegen klagten. Nach knapp zehn gespielten Minuten wurde ein weiteres bengalisches Feuer im oberen Teil des Gästeblocks gezündet.

Einige Minuten später brannten im Stehplatzbereich der Berliner erneut zwei bengalische Feuer auf. In der Folge positionierte sich eine Einheit der Polizei vor dem Gästeblock der Berliner Hertha. In vielen Medien und im Internet ist von einer Maßnahme IM Block die Rede, was so nicht richtig ist. Die Polizei positionierte sich eindeutig vor dem Gästeblock. Dabei entschied sich die Polizei für eine aktive Maßnahme um die verwendete Choreofahne der Hauptstadtmafia zu Zwecken der Beweisführung sicherzustellen. Daraufhin entfachte ein „Kampf um die Fahne“ zwischen Polizeibeamten und Teilen der Hertha-Ultras, die ihre Fahne nicht hergeben wollten. Dabei befanden sich die Polizeibeamten noch immer vor dem Gästeblock und die Gästefans in ihrem Bereich. Während dieses Handgemenges kam es zu Schlagstock- und Pfefferspray Einsätzen der Polizei sowie Schlägen mit Fäusten und Kabelrohren seitens der Gäste in Richtung der Polizeibeamten. In der Folge sprangen einige der Herthaner über den Zaun in den Innenraum und stellten sich der Polizei gegenüber die noch immer versuchte, die Fahne sicherzustellen. Kurz darauf wurde ein weiteres bengalisches Feuer im Gästeblock gezündet und gezielt in Richtung Polizeibeamte geworfen. Die im Innenraum befindlichen Anhänger der Berliner Hertha lieferten sich eine Auseinandersetzung mit der Polizei, schlugen und bewarfen diese mit Kabelrohren. Nach wenigen Minuten sprangen die Berliner wieder zurück über den Zaun und in ihren Block. Die Polizei hatte die gewünschte Fahne sowie weitere Fanclub-Fahnen sichergestellt. Der Polizeieinsatz wurde ohne Rücksprache mit dem Hausherren durchgeführt.

Die Dortmunder Polizei hatte ordentlich Pfeffer mitgebracht

Laut Polizeibericht forderte diese Auseinandersetzung zwischen Gästen und Polizisten offiziell 45 Verletzte, davon 35 durch Pfefferspray und 10 durch Gewaltanwendung. Dass es noch verletzte Personen gab, die sich nicht gemeldet haben, ist möglich. Sieben Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Hier geht es zum Polizeibericht. Im weiteren Verlauf des Spiels kam es zu Vandalismus auf den Toiletten des Gästebereichs. Sanitäre Anlagen wurden zerstört und zu Teilen auf Polizeibeamte geworfen.

Die aktive Fanszene solidarisierte sich mit den Berliner Fans

Nach dem Spiel begleitete die Dortmunder Polizei die Gästefans nur mit wenigen Beamten in Richtung Bahnhof. Im Hauptbahnhof wurden massive Personenketten durch Polizeibeamte gebildet, durch welche es im Innenraum des Dortmunder Hauptbahnhofs zu einem starken Personenaufkommen und Stau sowie zu Gedränge kam. Zu dieser Zeit waren die mitgereisten Berliner schon auf dem Gleis und an ihrem Sonderzug.

Wir möchten auch zum Ende dieses Artikels nochmals darauf hinweisen, dass wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und keine Aktionen irgendeiner Seite werten. Im Internet kursieren viele Versionen der Vorfälle und viele Videos, bei denen die chronologische Abfolge fehlt. Es werden immer nur Einzelheiten herausgerissen. Eine komplette Darstellung der Geschehnisse gibt es nicht. Ach ja: Fußball wurde auch gespielt. Sehr gut sogar – aber darüber wollte nach dem Spiel ja fast niemand sprechen.

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