Warmlaufen

Die Hoffnung stirbt...

01.12.2017, 18:07 Uhr von:  Redaktion

Vor 5 Wochen noch Meistermacher...

Nach vier Niederlagen in Folge tritt der BVB nach dem verdienten Punktgewinn im Derby mit ordentlichem Rückenwind die Reise nach Leverkusen an. Die Werkself konnte hingegen in den zuletzt neun Partien, die sie in der Bundesliga ungeschlagen sind, nur selten überzeugen. In Unterzahl schaffte man Zuhause lediglich ein 2:2 gegen Leipzig und auch beim Auswärtsspiel in Frankfurt kam man nicht über ein trostloses 1:0 hinaus. Die Vorzeichen auf einen Auswärtssieg der Borussia stehen so gut wie lange nicht mehr.

Die Vorfreude in schwatzgelb auf das kommende Duell ist verständlich sehr groß. Immerhin zieht der BVB bei einem Sieg knapp 24h an dem geliebten Reviernachbarn vorbei und man würde die Gelegenheit erhalten, sämtliche Nachrichten zu schicken, die man bereits in der Halbzeitpause des Derbys angefangen hat zu schreiben. Gedanklich geht man schon alle Schlagzeilen sämtlicher hochwertigen Gazetten durch, die den BVB für das Festhalten an Trainer Bosz feiern, wie sie ihm stets das Vertrauen ausgesprochen haben und nie an ihm gezweifelt haben. Selbst Lothar Matthäus wird in seiner täglichen/stündlichen/minütlichen Kolumne empfehlen, den Vertrag von Bosz langfristig zu verlängern, bevor andere Vereine auf ihn aufmerksam werden. Auch lobt er ausdrücklich Aubameyang, wie er selbstlos und mannschaftsdienlich den Platz für Andre Schürrle im Sturm geräumt hat, damit dieser seinem Ex-Verein beweisen kann, dass er damals weitaus unter Wert verscherbelt worden ist.

(K)eine Mannschaft?!

Der „Gegner“ aus Leverkusen hat im Gegensatz zur Borussia mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Geradezu mit zwei Gesichtern agierte Bayer in den letzten Spielen. Nach einer ersten, schwachen Halbzeit, folgte eine Steigerung zur zweiten Halbzeit. So erzielte die Werkself elf ihrer letzten zwölf Tore in der zweiten Halbzeit. Hinter vorgehaltener Hand tuschelt man bereits in Leverkusen, dass die Spieler nur Kondition für eine Halbzeitpause haben. Aber nicht nur die mangelnde Kondition könnte ein kleiner Vorteil für den BVB sein, hinzukommt, dass der Stabilisator schlechthin weiterhin mit gebrochenen Rippen vermutlich ausfallen wird. Die Rede ist von „Manni Bender“, wie sie ihn liebevoll in Leverkusen rufen.

Als ein kleines Wunder kann man es bezeichnen, dass der Trainer in Leverkusen immer noch Heiko Herrlich heißt. Bereits nach den ersten drei Spieltagen schwebte das Damoklesschwert über dem Trainerstuhl. In dieser Zeit holte Leverkusen gerade mal einen mageren Punkt und Herrlich rief den Abstiegskampf aus.

„Wir müssen vermeiden, wieder in so eine Situation zu kommen, die die Mannschaft letzte Saison schon hatte. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir stehen unter Druck und müssen gegen Freiburg gewinnen“ (Herrlich am 11.9.2017)

Sämtliche Experten waren sich damals schon sicher, dass Herrlich ein ordentlicher Zweitligatrainer sein könnte, aber für die Bundesliga nur wenig geeignet sei. Sein Konzept reicht vielleicht für die 3.Liga, aber dass es für die Bundesliga

nicht reicht, konnte man an seinem Scheitern in Bochum (2.Liga) im Jahr 2010 sehen, als er dort regelrecht vom Hof gejagt wurde. Aktuell scheint es, als habe Bayer eine Wunderpille entwickelt, denn binnen relativ kurzer Zeit scheinen Herrlich und seine Mannschaft enorm viel dazugelernt zu haben.

„Zur Qualität zählt auch Mentalität. Zum Beispiel Chancen unbedingt nutzen zu wollen, nicht mehr locker zu lassen. Wenn man einen Gegner dominiert, muss man ihn unten halten und nicht mehr hochkommen lassen.“ (Heiko Herrlich 11.9.2017)


IMit Neven zurück in die Spur?n Dortmund würde man niemals nach so kurzer Zeit den Trainer in Frage stellen. Erst recht nicht, wenn man im Vorfeld bereits gewusst hat, dass es seine Zeit braucht, bis das Bosz-System funktioniert. Bosz kündigte gleich zu Beginn seiner Amtszeit an, dass er Zeit brauchen werde, bis die Mannschaft seine Art von Fußball umsetzten werde. Auch dass es immer wieder Rückschläge geben kann, plante man fest ein. Das Peter Bosz in dem eher familiären von Ruhe und Sachlichkeit geprägten Umfeld in Dortmund genug Zeit erhält, sich frei zu entfalten, kommt seiner Arbeit sicher zu Gute. Immerhin ist man „fast“ voll im Soll: Mit nur drei Punkten Abstand auf einen direkten Champions-League-Qualifikationsplatz könnte man mit einem Sieg gegen die abstiegsbedrohten Leverkusener dem Saisonziel wieder einen Schritt näher kommen.

Spätestens, wenn folgendes Lied aus dem Gästeblock schallt:

Und wenn du, das Spiel gewinnst, ganz oben stehst, dann steh’n wir hier und sing’: Borussia, Borussia BVB!
Und wenn du, das Spiel verlierst, ganz unten stehst, dann steh’n wir hier und sing’ der Bosz muss weg!

Dann wissen wir, was echte Liebe ist und dass Hollywood gar nicht so weit von Dortmund entfernt liegt.

So könnten sie spielen

Bayer Leverkusen: Leno – Retsos, S. Bender, Tah, Wendell – L. Bender – Havertz, Aranguiz – Bailey, Volland, Brandt

Auf der Bank: Lomb, Özcan, Baumgartlinger, Henrichs, Jedvaj, Ramalho, Bellarabi, Frey, Alario, Kießling, Mehmedi, Pohjanpalo

Borussia Dortmund: Bürki – Toprak, Sokratis, Subotic – Pulisic, Castro, Sahin, Schmelzer – Yarmolenko, Schürrle, Philipp

Auf der Bank: Weidenfeller, Zagadou, Guerreiro, Bartra, Weigl, Kagawa, Dahoud, Sancho, Isak

Schiedsrichter: Hartmann; Assistenten: Leicher (Landshut), Schüller (Korschenbroich);



Christoph, 30.11.20017

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