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Rudelgucken – Wenn das Ergebnis in den Hintergrund tritt

20.11.2017, 10:04 Uhr von:  Lionard
Rudelgucken – Wenn das Ergebnis in den Hintergrund tritt

Fußball, Pizza, Borussia! Am vergangenen Freitag fand das vierte Rudelgucken mit geflüchteten Jugendlichen im BVB-Lernzentrum unter der Südtribüne statt. Abseits der Dortmunder Auswärtsniederlage war der Abend ein voller Erfolg.

Als BVB-Fan hat man es aktuell nicht leicht. Die Ergebnisse bleiben aus und Mannschaft und Trainer wirken zunehmend ratlos. Beim Gang aus dem Westfalenstadion am vergangenen Freitagabend hatte ich allen Grund, enttäuscht zu sein, aber die vorangegangene Aktion bescherte mir das Gefühl, neben dem frustrierenden Auswärtsspiel in Stuttgart auch viel Schönes gesehen zu haben.

Bereits zum vierten Mal fand in den Räumlichkeiten des BVB-Lernzentrums ein Rudelgucken mit Flüchtlingen und sozial benachteiligten Jugendlichen im Rahmen des Projekts „Meine Stadt - Mein Verein“ statt. Die Situation unserer Borussia ist sicherlich nicht einfach, lässt sich aber keineswegs mit der Aufgabe vergleichen, welche die überwiegend geflüchteten Jugendlichen bewältigen müssen: Das Ankommen und Einleben in einer neuen Heimat und Kultur. Deshalb ist es umso wichtiger, weiterzugeben, dass ein Verein wie Borussia Dortmund verbinden kann und Integration schafft.

Nachdem bei der letzten Auflage bedingt durch ein Missverständnis nur sieben Teilnehmer in den Genuss des Rudelguckens gekommen waren, nahmen am Freitag fast 80 Personen an der Veranstaltung teil. Betreuer des Cafés Checkpoint aus Iserlohn und der Jugendkunstschule reisten mit (geflüchteten) Jugendlichen an. Hinzu kamen rund 35 Schüler der Internationalen Klassen des Paul Ehrlich Berufskollegs, Betreuer des Lernzentrums und des Jugendamts und Redaktionskollegen von schwatzgelb.de.

Eindrücke aus dem Westfalenstadion
Als alle Teilnehmer etwa zweieinhalb Stunden vor Anpfiff den Weg zum Stadiontor gefunden hatten, knüpften wir erste Kontakte und konnten den offenherzigen und humorvollen Benny, der als Ordner beim BVB tätig ist, zusammen mit zwei Mitschülerinnen für einen Gastautorentext über seine Eindrücke vom Rudelgucken gewinnen. Den Text könnt ihr in den nächsten Tagen auf unserer Seite finden. Während ein paar Leute vom Betreuerteam den Raum für die Gruppe vorbereiteten, gingen die Jugendlichen auf Tour und lernten das schönste Stadion der Welt kennen, welches durch die Bestrahlung des Rasens abends für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt.


Um die Zeit zwischen der Führung und dem Spiel zu überbrücken, baute das Jugendamt Dortmund neben einem Fußball-Billard-Feld eine riesige Dartscheibe auf, an der die geschossenen Bälle durch ihr Material hängen blieben. Vor allem hier hatte die Gruppe sichtlich ihren Spaß und ein Teilnehmer bewies direkt beim ersten Schuss seine Treffsicherheit auf das Bulls Eye (an dieser Stelle erspare ich mir den Vergleich zur derzeitigen Form unserer Offensive). Ein DJ rundete mit seinen Beats die Spielfläche unter der Süd-Ost-Ecke ab.

„Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann.“ Nach der Stadiontour und fußballerischer Bewegung wurde der Hunger verständlicherweise größer. Die bestellte italienische Spezialität ließ aber leider etwas auf sich warten. Der Lieferservice brachte das Essen in Etappen und so kamen die letzten Bleche erst kurz nach Anpfiff im Lernzentrum an. Immerhin wurden alle satt und die Pizza lenkte vom mäßigen Spiel unserer Borussia ab.

Als kleine Tradition hat sich beim Rudelgucken ein Tippspiel mit BVB-Merchandise-Preisen eingebürgert. Die meisten Gäste setzten auf einen BVB-Sieg, Hussein war sich aber sicher: Stuttgart gewinnt 2:1. Selbst nach dem Ausgleich durch Philipp behauptete er mit felsenfester Überzeugung, dass der VfB noch ein Tor erzielen wird und die Schwarzgelben nur noch zu einem irregulären Treffer kommen werden. Leider behielt er Recht und durfte sich hinterher über einen Ball als Preis freuen. Im Angesicht seiner herzlichen Art konnte man ihm den Tipp nicht wirklich übelnehmen. Drei weitere Tipper sahnten für ihre Vermutung eine Tasche, eine Kappe und einen Schal ab.

Trotz des enttäuschenden Ergebnisses herrschte während der 90 Minuten eine lockere Stimmung und die Teilnehmer fieberten ordentlich mit. Mit relativ einfachen Mitteln ist es gelungen, einer großen Gruppe einen schönen Abend zu ermöglichen. Nächstes Mal springt dabei aber hoffentlich wieder Sieg für unsere Jungs heraus. Herzlich willkommen in der BVB-Familie!

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