Der nächste Verräter oder was ist Borussia?
Jeder Spielerwechsel ist anders. Mancher geht einem näher, andere sind einem egal. Unser Gastautor "Frankfurter68" hat dazu seine eigenen Gedanken.
Mein erster Beitrag hier, von daher eine kurze Vorstellung. 47 Jahre alt, Heimatstadt Unna, seit 24 Jahren berufsbedingt wohnhaft im Rhein-Main-Gebiet, am 12.4.2016 30jähriges Südtribünen-Jubiläum, Dauerkarte Block 12.
Die aktuelle, zum Teil hitzige Diskussion über den potentiellen Abgang von Mats (schlimmstenfalls in den Süden der Republik) und die potentielle Rückkehr von Mario G. aus eben dieser Region haben mich dazu bewogen, mal niederzuschreiben, was Borussia eigentlich für mich bedeutet. Tausende Fans haben sicherlich ähnliche Gefühle und Geschichten – stellvertretend hier meine Gedanken zu „Was ist Borussia“?
Was ist Borussia?
Borussia ist das Packen der Tasche am Abend vor dem Spiel – Schal, Trikot, alte Buxe. Es ist die Fahrt am sehr frühen Samstagmorgen über die A 45 zu meinen Eltern. Es ist die freudige Begrüßung „des Jungen“. Dann die Fahrt mit der S-Bahn, in der auch zur frühen Zeit bereits die ersten Schwatzgelben sitzen. Es ist der Gang zum griechischen Imbiss Mykonos, wo nach der Standardbegrüßung „Wie immer?“ ein leckeres Pils, ein Ouzo und ein Gyrosteller bereit stehen. Danach der Besuch bei Oma, Opa und Onkel auf dem Südwestfriedhof , der kurze Gruß an Heini Kwiatkowski und Franz Jacobi, die um die Ecke liegen. Dann der lange Spaziergang in Richtung Bolmke zu der Bank am Feldrand mit Blick Richtung Hombruch – Zeit für eine Kippe – in der Ferne bereits erste Gesänge aus Richtung Stadion. Anschließend der gemütliche Gang zum Tempel –wahrscheinlich wieder mal zu früh – Tore öffnen erst in zehn Minuten. Endlich drin, Deckel aufgeladen, erstes Pils, Handschlag mit Tayfun, dem Ordner am Block. Willkommen im Wohnzimmer. Kurze Sitzpause auf der erotischen Unterlage aus Kaugummis und Taubenscheiße. Die Kumpels, mit denen man hier seit Jahrzehnten steht, kommen – Runde Pils, Geschichten – Heimat. Dann kommt auch irgendwann mal ein Fußballspiel. 90 Minuten schreien, aufregen, fluchen und jubeln. Das alles ist Borussia für mich.
Spielerwechsel: Verrat oder ganz normaler Jobwechsel?
Grundsätzlich würde ich mir trotz aller Trauer, die der Verlust eines hochverdienten Spielers bedeuten würde, wünschen, dass ein jeder Spieler bis zu dem Punkt, an dem er das Trikot in seinen Spind hängt und geht, die volle Unterstützung durch uns hat und jeder, der kommt, das Trikot anzieht und für uns spielt, wiederum ein Teil vom Ganzen wird. Denn dann – und eigentlich nur dann – behält das große Ganze namens Borussia seine Identität, seine Würde und seinen Sinn im Herzen der Menschen.
Schwatzgelbe Grüße aus der hessischen Diaspora
geschrieben von Frankfurter68
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