Warmlaufen

Top oder Flop

19.02.2015, 19:41 Uhr von:  Redaktion

Es steht ein harter Kampf an.Sicher, es ist nicht alles Gold, was gerade so schön glitzert. Wenn wir ehrlich sind, ist es wahrscheinlich noch nicht mal Silber. Dennoch sind die vergangenen Tage die wohl schönsten der bisherigen Saison. Es gibt keinen Borussen, der am vergangenen Freitag nicht mit einem richtig breiten Grinsen nach Hause gekommen ist und bei vielen dürfte das auch nicht das einzige gewesen sein, was breit war.

Und dieses Grinsen hatte durchaus seine Berechtigung. Zuerst der richtig überzeugende Sieg in Freiburg, bei dem wir auch gleich die rote Laterne da lassen konnten. Dann die Vertragsverlängerung von Marco Reus, die bei aller berechtigter Kritik und Anmahnung der Summen, die gezahlt wurden und der damit zusammenhängenden fragwürdigen Glaubwürdigkeit der Treuebekundungen ein starkes und unerwartetes Zeichen dafür war, wie attraktiv die Borussia weiterhin auch für weltklasse Spieler ist. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, tun wir alle dem Marco ja auch einfach Unrecht und er meint tatsächlich, was er sagt. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass ihm einfach niemand, den ich kenne, glaubt. Nicht mal eine Fußballromantikerin wie ich. Die darauf folgende weltklasse Vorstellung von Reus gegen Mainz hat uns dann allerdings schon überzeugt – fußballerisch. Und nicht nur die von ihm. Zum ersten Mal seit langem hatte man über das gesamte Spiel und auch über Schwächephasen, Rückstände und Rückschläge hinweg auf den Rängen ein gutes Gefühl. Dazu konnten wir durch die drei Punkte die absoluten Tiefen des Tabellenkellers vorerst verlassen.
Klopp wieder jubeln zu sehen...Wo ist also das Haar in der Suppe? Wo liegt der Hund begraben? Wo ist der Haken? Da wäre zum einen die Tabelle. Auch wenn 15 besser ist als 18, so richtig freuen kann man sich beim Anblick eines sagenhaften 1-Punkte-Vorsprungs auf einen direkten Abstiegsplatz definitiv nicht. Dazu kommt auch noch das Gefühl, nicht zu wissen, wie dauerhaft unsere derzeitige Siegesserie ist. Zwei Siege hintereinander sind zum einen auch diese Saison nicht neu und zum anderen noch nicht wirklich ein überzeugendes Indiz für einen definitiven Aufwärtstrend. Erst recht nicht, wenn man sich die beiden Gegentore gegen Mainz so anschaut. Glücksschuss hin oder her.
Aber es gibt, nebst den sechs Punkten aus den letzten beiden Spielen und der Tatsache, dass wir noch eine Weile in den Genuss von punktgenauen Zuspielen über 30 Meter mit dem Außenrist (dieser Pass!!! *träum*) kommen werden, noch ein paar andere positive Punkte. Da wäre zum Beispiel die Beendigung der Torflaute anzusprechen. Die sieben Tore aus den letzten zwei Spielen sind sagenhafte 28 % unserer bisherigen Torausbeute. Oder mit anderen Worten: wir haben in den letzten beiden Spielen fast ein Drittel unserer bisheriger Saisontore erzielt. Vier Tore in einem Spiel sind zudem Saisonrekord. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Reaktion auf den frühen Rückstand (ebenfalls positiv: es dauerte sagenhafte 43 Sekunden länger, bis das Tor fiel als noch im ersten Heimpsiel gegen Leverkusen *Ironie aus*). Nach zehn Minuten hatte der BVB gegen Mainz gefühlt so viele 100%ige vergeigt wie zuletzt in den zwei Meistersaisons zusammen. Na ja, vielleicht nicht ganz, ihr wisst schon… Und das Positive daran ist, dass man sich Chancen erspielen muss, um sie vergeben zu können. Und das haben wir gegen Mainz eine Weile so richtig gut gemacht. Dass dann der nicht einsetzen wollende Torjubel gewisse Zweifel aufkommen lässt und das Spiel verflacht, ist klar. Dass man dann aber wieder voller Elan aus der Pause kommt und direkt alles daran setzt, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, das ist etwas, was wir durchaus des Öfteren vermisst haben in der Hinrunde. Als ein Beispiel sei das Auswärtsspiel bei Hertha genannt. Wenn wir in Berlin in 90 Minuten nur halb so viel Zug zum Tor entwickelt hätten wie in den ersten 15 Minuten gegen Mainz nach der Pause, dann hätten wir das Spiel dort wohl gewonnen.
Im Stuttgarter Flutlicht soll die Freitagsserie fortgesetzt werden.Und da wäre ja noch das gute Omen zu nennen! Freitagsspiele sind für den BVB so was wie eine Siegesgarantie. In 22 Freitagsspielen gab es 17 Siege und nur eine Niederlage (auswendig gesagt. Wenn es einer besser weiß, bitte melden. Die Bilanz ist auf jeden Fall gut!).
Das Verletztenlazarett lichtet und füllt sich gleichermaßen. Zum Glück sind die Neuankömmlinge alle bloß verschnupft. Dennoch werden mit Durm (sicher), Kuba (ziemlich sicher), Hummels (wahrscheinlich) und Immobile (wahrscheinlich nicht) drei Spieler eben nicht zur Verfügung stehen. Dafür sind Kehl und Bender wieder fit und werden wohl Teil des Kaders sein. Ob sie auch eingesetzt werden, bleibt abzuwarten. Nach den guten Leistungen des Sechser-Duos Sahin/Gündogan zuletzt ist es aber wohl eher unwahrscheinlich, einen von beiden oder gar beide in der Startelf wiederzufinden.
Und zu guter Letzt ist da auch noch der umgekehrte Teufelskreis, der berechtigte Hoffnungen schürt. So schnell es in der Hinrunde auch ging mit der Talfahrt durch Gegner, die merkten, dass wir schlagbar sind, durch schwindendes Selbstvertrauen und sich selbst verstärkende Unsicherheiten, so schnell kann es in der Rückrunde auch in die andere Richtung gehen. Zurückkehrendes Selbstvertrauen, Gegner, die sehen, wie schwer es gegen den BVB ist, sich selbst verstärkende Sicherheit in den Spielzügen. Dazu ein (scheinbar) wiedererstarkter oder befügelter Reus, der in Topform auch den echten Starverteidigern noch weiche Knie bereiten kann, ganz zu schweigen von den Holzbeinen, mit denen wir es im Abstiegskampf der Bundesliga größtenteils zu tun haben. Und auf einmal steht da wieder eine Borussia auf dem Platz, auf die man stolz sein kann und die noch so nötigen sechs Siege bis zur magischen 40-Punkte-Marke scheinen gar nicht mal so unrealistisch oder in weiter Ferne.
Hummels wird wohl fehlen.Noch ist das allerdings nur eine Zukunftsvision. Eine, die eher von Osterglocken und Maiglöckchen, als von Schneeglöckchen umrahmt ist. Mit einem Sieg gegen den momentan fast schon abgeschlagenen Tabellenletzten aus Stuttgart kann man diesem Frühlingstraum allerdings einen großen Schritt näher kommen. Was es dazu braucht, ist vor allem den Einsatz, die Leidenschaft und den Elan aus dem Spiel gegen Freiburg und der zweiten Hälfte gegen Mainz, dann dürfte es für die krisengeschüttelten Schwaben auch im eigenen Stadion und auf holprigem Terrain unglaublich schwer werden. Denn wenn die echte Borussia kommt, die wir so lieben gelernt haben in den letzten Jahren und die sich in den letzten Wochen wieder vermehrt hat blicken lassen, dann hat der Gegner nichts zu melden.
Und ist das Spiel gewonnen, dann kann man es verstehn. Der BVB, der BVB wird niemals untergehn.
HEJA BVB!

Voraussichtliche Aufstellungen

VFB Stuttgart: Ulreich – Sakai, Niedermeier, Baumgartl, Hlousek – Leitner, Romeu, Dié – Klein, Harnik, Werner
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Subotic, Schmelzer – Gündogan, Sahin – Kampl, Kagawa, Reus – Aubameyang.
Schiedsrichter: Aytekin

Nadja, 19.02.2015

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