Warmlaufen

Schwarzgelbes Märchen - Eine Fortsetzung?

16.05.2014, 14:52 Uhr von:  Redaktion

Es war einmal – und das ist noch gar nicht allzu lange her – ein Abend wie in einem Märchen. Es war wie in diesem Märchen, in dem bei Nacht der Himmel aufgeht und es Sterne regnet. Dutzende, Hunderte fallen auf die Erde hinab. Vor zwei Jahren erging es uns ebenso. Damals rauschte das Gold vom Dach des Olympiastadions, es fiel auf die Spieler, auf den Platz. In dem Märchen, so heißt es, sei das Gold, seien die Sterne blanke Taler – in unserem Märchen gab es diesen goldenen Pokal.

Goldregen 2012Und es gab damals eine Szene, die ich nie vergessen werde: Gespielt wurde die 81. Minute, Manuel Neuer verliert einen eigentlich sicheren Ball im Strafraum, Lukasz Piszczek schnappt sich das Leder und flankt, den Kopf gesenkt, gegen die eigene Laufrichtung – (Bela Rethy spricht in der Liveübertragung das aus, was mir im Stadion durch den Kopf ging: „Was macht der denn da?“) – diesen Ball blind über Neuer hinweg zum langen Pfosten, wo Lewandowski steht und zum Endstand einnickt. Es ist diese eine Szene, wie eine Momentaufnahme dessen, was das Spiel des BVB an diesem denkwürdigen Abend und in einer historischen Saison ausgemacht hat: Beinahe spielerische Leichtigkeit, blindes Verständnis und eine Freude am Spiel, die auch heute noch für eine kleine Träne im Augenwinkel sorgt. Danach war nur ein Rausch aus Gold, Jubel, biergetränkten Haaren, Glückseligkeit.

Goldschals 2012Zwei Jahre später stehen wir wieder an gleicher Stelle. Dasselbe Stadion, derselbe Gegner, nur der Blickwinkel wird zum ersten Mal ein anderer sein. Statt sich wie üblich als Gast im Olympiastadion in den Blöcken rund um das Marathontor zu versammeln, wartet auf uns Borussen die Ostkurve. Heimbereich. Heimspiel? Gut, gefühlt hatten wir das beim Pokalfinale 2012 auch schon. Man mag von diesem Umzug halten, was man möchte – es bleibt zu hoffen, dass sich zumindest die Ein- und Auslasssituation vor den Blöcken im Vergleich zum letzten Ligaspiel wieder normalisiert.

Auch die Fans, die ohne Karte nach Berlin reisen, müssen sich mit einem Ortswechsel abfinden. Sommergarten statt Waldbühne heißt es dann, der Andrang ist dennoch ungebrochen. Innerhalb kürzester Zeit waren selbst die 14.000 Karten für das Public Viewing in Berlin vergriffen, ganz zu schweigen von den vielen Daheimgebliebenen, die das Spiel in den Westfalenhallen oder schlicht vor dem eigenen Fernseher verfolgen werden. Allen Reisenden dürfte sich ein ähnliches Bild bieten wie schon 2012: Eine schwarzgelbe Karawane, die sich über die A2 von Dortmund nach Berlin schlängelt, die Gedächtniskirche eingerahmt von den schönsten Farben der Welt.

Auch auf dem Platz, so könnte man meinen, sei alles beim Alten: Zwar fehlen aus der damaligen Startformation die verletzten Subotic und Gündogan, mit Ausnahme eines kleinen wuseligen Japaners könnte Jürgen Klopp aber zumindest in der Theorie dieselbe Elf aufbieten wie damals. Vor zwei Jahren bestritt Shinji Kagawa sein letztes Spiel in schwarzgelb, spielte im wahrsten Sinne des Wortes die Sterne vom Himmel und erzielte das Auftakttor nach drei Minuten. In diesem Jahr wird es der letzte Auftritt von Robert Lewandowski für uns sein. Wiederholung ausdrücklich erwünscht! Goldjubel 2012

Dass der frischgebackene Torschützenkönig am Samstag in der Startformation steht, darauf hoffen alle. Am Donnerstag musste Lewandowski das Training wegen einer Verletzung aus dem letzten Bundesligaspiel gegen Hertha abbrechen. Klopp zeigte sich auf der Pressekonferenz aber zuversichtlich, dass Lewandowski im Finale spielen kann. Am Rest der Aufstellung dürfte sich im Vergleich zum Spiel vor einer Woche wenig tun. Hummels und Reus, beide mit leichten Blessuren nach dem Hertha-Spiel, sind ebenfalls fit für das letzte große Spiel in dieser Saison. Mitch Langerak wird hingegen verletzungsbedingt nicht auf der Bank sitzen und fällt für mindestens zwei Wochen aus. Für ihn rückt Zlatan Alomerovic nach.

Auf Bayern-Seite hat Schweinsteiger das Wettrennen mit der Zeit verloren. Ebenso fällt Thiago verletzungsbedingt aus, der wegen einer Knie-OP auch gleich die WM abhaken muss. Hinter Ribery steht aktuell noch ein dickes Fragezeichen, sicher ist aber wohl der Einsatz von Final-Schreck Arjen Robben, den unsere Abwehrreihe (bitte, bitte) in Minute 89 ganz besonders im Blick hat. Da Boatengs Rot-Sperre nur für die Liga gilt, dürfte er anstelle von van Buyten wieder seinen Platz in der Abwehrkette einnehmen. Mandzukic hingegen steht gar nicht im Kader, obwohl er wieder fit ist. Dies sei seine Entscheidung gewesen, begründete Guardiola lapidar. Welche Personalrochade Pep Guardiola sich darüber hinaus für dieses Spiel ausdenken wird, davon werden wir uns überraschen lassen müssen. Zuletzt hatte der Spanier nicht mit jeder Entscheidung ein sonderlich glückliches Händchen. Bleibt aus Dortmunder Sicht zu hoffen, dass ihm nicht ausgerechnet am Samstag noch ein Glücksgriff gelingt. Andererseits ist der BVB der vergangenen Wochen auch ein mehr als ernstzunehmender Gegner für den Rekordmeister, die Übermannschaft der Saison, das Team der Superlative, ach ... die Bayern halt.

Goldpott 2012Und wer weiß, vielleicht können sich sogar Märchen wiederholen. Vielleicht finden wir uns in ein paar Stunden erneut wieder in einem Meer aus Gold, das vom Himmel fällt, und mit einem goldenen Pokal in den Händen. Ich denke, das wäre ein Märchen, das man seinen Kindern beim Zubettgehen gerne erzählt.

So könnten sie spielen:

Doublesieger 2012: Weidenfeller - Piszczek, Friedrich, Hummels, Schmelzer - Jojic, Sahin - Reus, Mkhitaryan, Großkreutz - Lewandowski

Die Bayern: Neuer - Rafinha, Boateng, Dante, Alaba - Martinez - Kroos, Hojbjerg - Robben, Müller - Pizarro

goldkind, 16.05.2014

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