
In aller Herrgottsfrühe startete der WET-Express Richtung Niedersachsen. Sah das Wetter in NRW noch vielversprechend aus, wurde man bei VW mit Schneefall begrüßt, was den ein oder anderen wohl etwas unvorbereitet traf. Kurze Hosen sind zwar was Schönes aber doch nicht wirklich für jede Witterung geeignet. Die Fahrt verlief erfreulich entspannt, es standen stets leere Züge für uns parat und bis auf die Schlussetappe wurde netterweise auch darauf verzichtet, die müden BVB Fans wie Schwerverbrecher zu bewachen. In Wolfsburg stand dann aber jeder Zebrastreifen unter Polizeischutz, damit bloß kein schwatzgelber auf die Idee kommen konnte, vom vorgegebenen Weg abzuweichen und marodierend durch das Autohaus zu ziehen. Man hatte bloß nicht mit der kriminellen Energie der Fans gerechnet, die einfach an anderer Stelle die Straße überquerten.

Erste Halbzeit

Die erste wirkliche Torchance hatte dann Robert Lewandowski in der 09. Minute. Nach einer schönen Kombination über Perisic und Kagawa lief er allein auf Benaglio zu, schob den Ball aber am Kasten vorbei. Dass er solche Chancen ungern nutzt, kennt man ja leider schon von ihm. „Hoffentlich sitzen die Scouts von Man City nicht auf der Tribüne“ wird sich wahrscheinlich Cezary Kucharski in diesem Moment gedacht haben. Kurz darauf kam Subotic gegen Schäfer zu spät und holte sich direkt die erste Gelbe des Spiels ab. Dejagah zog den Freistoß von links direkt aufs Tor, verfehlte aber deutlich. Danach ging es hin und her. Wolfsburg mit einer guten Konterchance, die nicht konsequent ausgespielt wurde und Mats Hummels setzte einen Kopfball nach einer Ecke(!) oben auf das Tornetz. Ein von Perisic abgefälschter Flankenball hätte sich fast noch in den Winkel von Weidenfellers Kasten gesenkt und Helmes hatte nach dem anschließenden Eckball eine gute Kopfballchance. Eine wirklich unterhaltsame Anfangsviertelstunde.

Der VfL hatte schon drei Minuten nach der Dortmunder Führung die große Chance zum Ausgleich. Schäfer setzte sich im Strafraum durch und bediente Mandzukic, dessen Direktabnahme Weidenfeller noch per Reflex mit dem Fuß abwehren konnte, obwohl der Ball entgegen seiner Laufrichtung geschossen war. Gegen den Nachschuss von Helmes wäre er wohl machtlos gewesen, aber der verfehlte knapp das Tor. Dann wurde es unübersichtlich. Lewandowski stand Abseits, ging aber nicht zum Ball, trotzdem pfiff der Schiri ab, den Freistoß wollte Benaglio schnell ausführen, spielte den Ball aber direkt zum lauernden Perisic, der auf Lewandowski ablegte. Der wäre frei aufs leere Tor gelaufen, aber der Schiedsrichter beharrte darauf, den Ball vor dem Freistoß noch nicht freigegeben zu haben und rettete so Benaglio vor einer großen Blamage.

Zweite Halbzeit
Felix Magath griff in die Wundertüte seines Kaders und bracht Vierinha für Helmes. Direkt nach Wiederanpfiff sorgten Perisic und Schmelzer für dessen ersten Auftritt. Sie überließen ihm den Ball und konnten dann Mandzukic dafür danken, dass der nach Vierinhas Querpass völlig freistehend nur ein mickriges Schüsschen zuwege brachte. Dann wurde Kuba im Strafraum gehalten, ließ sich aber nicht fallen, konnte den Ball aber auch nicht mehr gezielt abspielen. Gündogan ging resolut in den Ball, lief ein, zwei Schritte und schlenzte ihn überlegt in den rechten Winkel. Ein wunderbarer Treffer und scheinbar eine kleine Vorentscheidung. Der Gästeblock drehte nun richtig auf, brachte die bekannten Meistergesänge zu Gehör und tanzte zu neuerem Liedgut Pogo (Borussia Dortmund du bist unsre Droge…).
Der bis dahin eher schwache Kuba knallte den Ball bei nächster Gelegenheit an die Latte und zwar mit Links! Diesen Fuß lässt er eigentlich nur höchst ungern den Ball berühren. Wenn man sich so manchen Rechtsschuss von ihm in Erinnerung ruft, sollte er es vielleicht öfter mal mit Links probieren. Dann ließ der starke Dejagah erneut Schmelzer stehen und flankte. Diesmal hatte sich Mandzukic von Subotic weg geschlichen und versenkte den Kopfball aus kurzer Distanz. Vorbei war es mit der beruhigenden Führung und auch aus München wurde unerfreuliches vermeldet. Jetzt wurden sogar die Heimfans einmal laut.
Der BVB antwortete auf den Treffer mit wütenden Attacken. Fast wäre der Ball auch mit vereinten Kräften ins Tor gekämpft worden, aber Sebastian Kehl verfehlte leider knapp aus aussichtsreicher Position. Auf der Gegenseite war es dann erneut Dejagah, der einen gefährlichen Flankenlauf startete. Diesmal zog er an Perisic vorbei, aber die Innenverteidigung war auf dem Posten. Das hatte Jürgen Klopp wohl weniger gut gefallen, denn er brachte sofort Großkreutz, um die offene Flanke auf Links zu schließen. Insgesamt agierte der BVB trotz der nun nur noch knappen Führung hinten sehr offen.

Es blieb also weiter spannend und ereignisreicher, als man sich das als BVB Fan gewünscht hätte. Aber es ist ja auch nicht gerade eine Neuigkeit, dass das Verwalten eines Vorsprungs nicht unbedingt zu den Stärken dieser BVB Mannschaft zählt. Nach einer weiteren Ecke von Dejagah fiel fast noch der Ausgleich und als das dann auch noch überstanden war, folgte dann doch noch die Entscheidung durch Lewandowski. Er schloss einen Konter mit einem Außenristschlenzer ab und trat damit den Beweis an, dass er auch dann Treffen kann, wenn er alleine auf den Torwart zu rennt und genug Zeit zum Nachdenken hat. Cezary Kucharski malte im Geiste eine zusätzliche Null hinter das Angebot von Scheich Mansour.

Noten
Weidenfeller: (2,5) Beim Gegentor machtlos, mit gutem Reflex gegen Mandzukic.
Piszczek: (3) Mit einigen guten Vorstößen. Litt etwas darunter, dass Kuba vor ihm einige Fehlpässe fabrizierte. Musste Schäfer ein paar Mal passieren lassen.
Subotic: (4) Die frühe Verwarnung war Gift für sein körperbetontes Spiel. Sah beim Gegentreffer nicht gut aus.
Hummels: (2,5) Wirkte deutlich sicherer als sein Nebenmann. Wegen der stets gefährlichen Konter der Wolfsburger in der Defensive so stark gefordert, dass er offensiv nicht so glänzen konnte. Hatte Pech mit einem Kopfball, der knapp drüber ging.
Schmelzer: (4,5) Hatte mit dem groß aufspielenden Dejagah massive Probleme, wohl auch weil Perisic die Rolle vor ihm ganz anders interpretiert als Großkreutz. Sein Problem beim Flanken ist bekannt. Daran sollte er arbeiten.

Gündogan: (2) Viele schöne Pässe und ein Treffer zum Einrahmen. Es gelang nicht alles, aber inzwischen macht es wirklich Spaß ihm beim Spielen zuzuschauen. Seitdem er seine Hemmungen abgelegt hat, zeigt sich sein Talent.
Kuba: (4) Fing ganz schlecht an und steigerte sich dann zusehends. Brachte in der ersten Halbzeit kaum einen Ball zum Mitspieler. Später drehte er dann auf, war an Gündogans Treffer beteiligt und sorgte mit einem Lattenschuss für Aufsehen. Erste Halbzeit 5, zweite Halbzeit 3.
Kagawa: (2,5) Mit einem wunderbaren Pass auf Perisic vor dem 0:1, aber auch oft mit einem Schnörkel zu viel. Fiel in der ersten Halbzeit zu schnell und bekam vielleicht auch deshalb später keinen Elfmeter zugesprochen.
Perisic: (3) Interpretierte seine Rolle sehr frei und war auch oft in der Mitte und auf Rechts zu finden. Deutete seine Möglichkeiten in der Offensive vor dem 0:1 an, hat aber offenbar noch einige Schwierigkeiten Klopps taktisches Konzept zu verinnerlichen. Kevin konnte nach seiner Einwechslung aber auch nicht wirklich zeigen, dass er die bessere Alternative ist.
Lewandowski : (2) Die erste Großchance vergab er noch, zwei weitere nutzte er dann. Dazu beweglich wie immer. Auftrag erfüllt.
Satistik
Magaths Wundertüte: Benaglio - Träsch (80. Sio), Madlung, Felipe, Rodriguez - Polak, Josué (54. Jiracek) - Dejagah, M. Schäfer - Helmes (46. Vierinha), Mandzukic
Tore: 0:1 Lewandowski (22., Rechtsschuss, Perisic), 0:2 Gündogan (49., Rechtsschuss, Blaszczykowski), 1:2 Mandzukic (61., Kopfball, Dejagah), 1:3 Lewandowski (90., Rechtsschuss)
Gelbe Karten: Dejagah - Subotic, Kehl
Gelb Rot: Madlung
30.000 Zuschauer im Autohaus Wolfsburg
Web 07.03+1.2012