Warmlaufen

Und keiner weiß warum

03.04.2009, 14:04 Uhr von:  Scherben
Und keiner weiß warum
Auftritt im Olympiastadion 2007/08

Es sind zwei Begebenheiten, die dem interessierten Fan in dieser Saison vor Augen halten, dass es im Fußball tatsächlich so etwas wie Wunder gibt: Da wäre zum einen, dass der blaue Giftzwerg weiterhin ohne Platzverweis oder nachträgliche Sperre über den grünen Rasen stolpern darf, und zum anderen, dass an der Tabellenspitze ein Verein thront, der wie kaum ein zweiter Provinzgehabe und Mittelmaß in einem verkörpert: Hertha BSC.

Erstaunlich daran ist vor allem, dass der Berliner Fußball auch anno 2009 so aussieht, wie man es aus den Vorjahren gewohnt war und es der Dortmunder Fan bereits zweimal in dieser Saison "bewundern" durfte. Hinten steht die Truppe gemäß der Favreschen Schule relativ sicher (kaum zu glauben: Der Mann galt in seinen aktiven Tagen als bester Spielmacher der Schweiz...), und vorne hilft der liebe Gott. Der seit dieser Spielzeit übrigens nicht mehr den Namen Marco Pantelic trägt, sondern Andrei Voronin heißt und das sogar tatsächlich tut. Elfmal hat die Leihgabe vom FC Liverpool bisher eingenetzt und trägt daher einen großen Anteil daran, dass die Spiele von Hertha BSC in schöner Regelmäßigkeit 1:0 oder 2:1 für die Langweiler von der Spree enden. Und dass sich sowohl der Gegner wie auch das eigene Publikum im Nachklapp fragen, wie Hertha BSC es eigentlich geschafft hat, wieder einmal drei Punkte einzufahren. Ein bisschen erinnert das alles an Griechenland 2004: Der Fußball ist langweilig, aber erfolgreich, es fallen selten mehr als drei Treffer pro Spiel, und immer wenn man als Zuschauer sicher ist, dass die Siegesserie nun endlich mal zu Ende geht, würgt Hertha BSC sich trotzdem noch einmal zu einem Goldenen Tor.

Auf das Duell Weidenfeller gegen Pantelic wird mal wohl verzichten müssen

Begeisterung kommt da höchstens im Schneckentempo auf, und entsprechend ist das Olympiastadion bisher auch bestenfalls halb voll, wenn nicht gerade der FC Bayern antanzt. Zu Rückrundenbeginn, als Hertha zwar noch nicht als Spitzenreiter grüßte, aber immerhin auf Champions-League-Kurs war, wurden sogar Tickets für das Spiel der Berliner gegen Eintracht Frankfurt als Treueprämie in einer großen Supermarktkette verscherbelt. Hat trotzdem nichts gebracht, keine 40.000 waren da. Das wird am Samstag sicher anders sein, denn so wie sich bei allem sportlichen Erfolg wohl nie ändern wird, dass Hertha BSC ein leidenschaftsloses Dasein in der Millionenstadt Berlin fristet, so bringt unsere Borussia zum Auswärtsspiel in der Hauptstadt einen ebenso großen wie begeisterungsfähigen Anhang mit. Dabei gilt es bei Spiel 1 im Olympiastadion seit dem Pokalfinale von vor einem Jahr, die wohl allerletzte Chance auf einen Platz im Europapokal zu nutzen und sich mit dem ersten Auswärtssieg des Jubiläumsjahres wieder etwas näher an Tabellenplatz fünf heranzupirschen. Hinweise für die mitreisenden Borussen finden sich hier, die Fanbetreuer Jens und Sebastian sind vor Ort.

Trotz der Berliner Heimstärke stehen die Chancen auf einen Auswärtssieg in Berlin nicht allzu schlecht:

Im Pokal konnten Valdez und Co. die alte Dame besiegen

Spielerisch war in den letzten Wochen ein deutlicher Aufwärtstrend zu spüren, und seit dem letzten Heimspiel gegen Werder Bremen weiß man, dass man tatsächlich noch gewinnen kann. Nur personell hätte Jürgen Klopp gern wieder die Qual der Wahl gehabt, aber gerade im Mittelfeld setzt sich die Verletzungsmisere fort. Florian Kringe hat sich im Dienstagstraining zwar keinen Muskelfaserriss zugezogen, sein Einsatz ist aber dennoch fraglich. Zudem fehlt Tinga gelbgesperrt, und auch die Nationalspieler Tamas Hajnal und Nuri Sahin sind nicht ohne Blessuren von ihren Länderspielen zurückgekehrt: Hajnal laboriert an einer fiebrigen Erkältung, Sahin hat eine Verletzung an der Hand. Zudem ist Patrick Owomoyela leicht erkrankt. Daneben fehlen sicher der Langzeitverletzte Mats Hummels, der seit vergangener Woche allerdings wieder ohne Spezialschuh das Aufbautraining absolvieren kann, und natürlich der Dortmunder Teil der Gebrüder Außenspiegel, Kevin-Prince Boateng.

Dessen Berliner Gegenpart, Ex-Geburtstagskind Patrick Ebert, darf seit Dienstag wieder mit der Mannschaft trainieren und wird wohl auch wieder zum Kader der Hertha gehören. Unklar ist dort, ob Nationalspieler Arne Friedrich nach seinem Muskelfaserriss wieder fit ist. Sicher fehlen Außenverteidiger Sofian Chahed, Minipli-Revival Fabian Lustenberger und der gelbgesperrte Marc Stein.

Torjubel von Frei im Olympiastadion 2006/07

Für Berliner Verhältnisse schon eine Menge, denn ein wichtiger Grund für die starke Defensivarbeit der Mannschaft von Lucien Favre in dieser Saison war insbesondere ein stabiler Stamm in der Verteidigung. Sollte Friedrich spielen können, wird er wohl die Planstelle des gesperrten Stein auf der rechten Außenseite einnehmen und Kaka in die Mitte rücken, alternativ steht der Schweizer Nationalspieler Steve von Bergen für rechts bereit.

So könnten die Mannschaften also aussehen:

Hertha BSC: Drobny - Rodnei, Simunic, Kaka, Friedrich (von Bergen) - Babic (Ebert), Cicero, Dardai, Nicu - Raffael - Voronin


Borussia Dortmund: Weidenfeller - Dede, Subotic, Santana, Owomoyela (Lee) - Kehl - Kringe (Sahin), Kuba - Hajnal - Frei, Valdez

Zu guter Letzt: Mann an der Pfeife ist Michael Weiner. Über wen man nichts Positives zu sagen hat, soll man schweigen.

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