Spielbericht Profis

Erste Runde Weiden, dann....

02.08.2009, 00:00 Uhr von:  Jakob
Erste Runde Weiden, dann....
Choreo im Gästeblock der Jubos

Erste Runde im DFB-Pokal - In ländlicher Umgebung gegen hochmotivierte Viertligisten ran zu müssen ist fast immer eine sehr undankbare Aufgabe für Bundesliga-Teams. Denn sie können ja doch nur verlieren. Ein solches Spiel war es, das unsere Borussia zum Auftakt der Pflichtspielsaison in der Oberpfalz im Wasserwerkstadion zu Weiden absolvieren musste. Zuvor informierte uns in der Stadionzeitung noch Wassi der Wasserwerkwurm, dass Weiden und Borussia ja eine Person verbinde: Aki Schmidt war einige Jahre Trainer in Weiden und ist heute einer der Vorzeige-Altgedienten bei Borussia.

Für uns Fußball-Fans ist die erste Pokalrunde meist ein Schmankerl in der Saison, denn man kommt raus aus dem Bundesliga-Trott und sieht neue meist kleine und schmucke Stadien in Gegenden von Deutschland, die eben nicht auf der Bundesliga-Landkarte verzeichnet sind. Remember Thannhausen, Wirges und wie sie alle hießen. Die SpVgg Weiden versucht derzeit, (finanziell) angetrieben von Ihrem Präsidenten aus den Niederungen des deutschen Fußballs empor zu klettern, was sich auch am teilrenovierten Stadion erkennen lässt.

Zum "Jahrhundert-Spiel" für die Spielvereinigung fanden sich 10.000 Zuschauer ein, 2.000 bis 2.500 in schwarz und gelb. Hatte es im Vorfeld Befürchtungen gegeben, die Polizei werde eine Politik der harten Hand führen, so stellte sich die Lage vor Ort doch sehr entspannt dar. Zwar war die Anzahl an Polizisten wieder einmal vollkommen übertrieben, allerdings verhielten sie sich sehr zurückhaltend und (meist auch) freundlich.

Die Mitmachquote hielt sich arg in Grenzen

Im Gästebereich wurden dann auch so genannte "Kommunikationsbeamte" eingesetzt, was die Vermutung nahelegt, dass die anderen Beamten Non-Kommunikationsbeamte sein müssen. Aber lassen wir das...

Aufgrund der baulichen Gegebenheiten zog sich der Gästebereich sehr in die Breite, so dass es nur selten gelang, Gesänge mit allen Mann zu intonieren. Die Backofen-Atmosphäre tat ihr übriges und so war der Auftritt der BVB-Fans eher mau. Ein kleiner Bereich in der Ecke sang und feierte zwar ausdauernd, doch wollte der Funke nicht überspringen.

Zum Spiel

Jürgen Klopp stellte den neuen Sturm-Messias Lucas Barrios direkt in die Startelf und veränderte das Team durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Kehl und Dede auf einigen Positionen. Auf links durfte Marcel Schmelzer ran, während Ting Sebastian Kehl auf der Defensiv-Position im Mittelfeld ersetzte. In der Verteidigung spielten die bewährten Kräfte mit dem Innenverteidiger-Duo Subotic/Santana, rechts flankiert von Uwe. Das Mittelfeld wurde durch Sahin, den sehr offensiv ausgerichteten Kuba und Hajnal komplettiert, im Sturm durfte sich Valdez versuchen.

Lucas Barrios gegen Mische Welm

Die Gastgeber hatten nicht wirklich klanghafte Namen in ihren Reihen, hervorheben sollte man aber drei Kicker: Mendez (der ein wirklich schwaches Spiel ablieferte) kickte einst bei Arsenal, der Mannschaftskapitän Alexander Geiger (bester Mann, bei dem der Klassenunterschied nicht wirklich zu erkennen war) und Alexander Konjevic (der die Weidener aus dem defensiven Mittelfeld immer wieder nach vorne trieb). Schiedsrichter und wohl schwächster Mann auf dem Platz war Tobias Stieler. Doch dazu später mehr.

In den ersten Minuten bestimmten die Borussen standesgemäß das Geschehen, blieben aber vor dem Tor mehr als ungefährlich. Zwei Kopfball-Gelegenheiten von Barrios und Valdez waren nur sehr knapp über der Grenze des Nennenswerten. Auffälligster Akteur zu diesem Zeitpunkt war Barrios, der sich denn gleich als der Nachfolger von Frei etablieren wollte: Drei Abseitsstellungen innerhalb von zwei Minuten dürften nichtmal Alex Frei in der Hoch-Zeit seines Schaffens gelungen sein.

Auf der anderen Seite versuchten die Weidener sich immer wieder im Kontern und kamen im Speziellen über Geiger, der ein ums andere Mal Schmelzer in Verlegenheit brachte, zu kleineren Gelegenheiten. Mit der Zeit kamen die Weidener immer besser ins Spiel und drängten Borussia in die Defensive. Über Seufert und eben jenen Geiger kamen sie in den ersten 20 Minuten denn auch zu einigen Tor-Möglichkeiten.

Dortmunder Torjubel zum 2:0

Unsere Elf zeigte sich beeindruckt von der Präsenz der Weidener im Mittelfeld. So wurden die Schwarzgelben sehr eng und engagiert gedeckt und der ballführende Spieler sofort attackiert. Das brachte Verunsicherung und den ein oder anderen Fehlpass mit sich. Nuri Sahin versuchte sich zu diesem Zeitpunkt auch darin, das Spiel zu ordnen, was ihm jedoch nur mäßig gelang. In Minute 20 war es dann der erste wirklich sehenswerte Angriff der Schwarzgelben, der durch unsere neue Tormaschine Lululu-Lucas Barrios zum 1-0 verwertet wurde. Schöner Pass von Hajnal und Barrios legte kühl mit dem Außenrist am Keeper der Weidener vorbei. Das Tor bremste zur Freude der schwarzgelben Anhänger ein wenig den Elan der SpVgg und der BVB kam etwas besser ins Spiel. Bis zur Halbzeit versuchten die Dortmunder denn auch, das Ergebnis zu verwalten. Barrios hatte noch zwei sehr gute Gelegenheiten, scheiterte aber das eine Mal am Linienrichter, der eine Abseitsstellung gesehen haben will, und legte sich bei Chance Nummer zwei den Ball zu weit vor.

In der Halbzeit gab es dann zwei Wechsel. Auf Dortmunder Seite kam Hummels für den völlig indisponierten Kuba und rückte auf die Tinga-Position. Eine Minute nach der Halbzeit hatte sich die Umstellung bereits rentiert. Barrios-Tinga-Sahin-Tor. So einfach is das! Das 2-0 ließ eine Pokalsensation in weite Ferne rücken, doch die tapferen Weidener spielten weiter mutig und offensiv. In Minute 50 hätte Barrios nach einem Traumpass von Sahin alles klar machen können, wollte sich jedoch als mannschaftsdienlicher Stürmer präsentieren und legte auf Valdez ab, der jedoch eng gedeckt war, am Schuss gehindert wurde und das leere Tor nicht traf.

Valdez blieb ohne Torerfolg

In Minute 65 dann wieder ein Doppelwechsel. Auf Weidener Seite musste der völlig erschöpfte Seufert seinen Platz für Hämmerle (ob der wohl einen ähnlichen Ruf wie Tinga hat?) räumen. Bei Borussia kam Zidan für Valdez, der zwar wieder viel geackert hatte, aber vor dem Tor nicht wirklich Gefahr ausstrahlte. In der 66. Minute zeigte Hummels dann, wie man Fußball in Dortmund spielt und ließ den heranstürmenden Weidener Mittelfeldspieler auflaufen. Gelb. Nach zwei weiteren Möglichkeiten für den BVB kamen die Weidener plötzlich zurück ins Spiel. In Minute 79 erzielte Mendez nach schönem Zuspiel von Geiger aus 14 Metern den Anschlusstreffer. Das Stadion erwachte aus seiner Lethargie, und die Weidener hatten wohl das Gefühl, dass da noch was geht. Allerdings gingen die Weidener jetzt noch resoluter zu Werke und überschritten dabei oft die Grenze zum Foul. So war das Spiel in der Folgezeit sehr zerfahren und Weiden holte sich dabei zwei gelbe Karten innerhalb kürzester Zeit ab. Die zweite vollkommen überzogene gelbe Karte folgte auf ein harmloses Foul an Zidan und führte zum Platzverweis von Schrepel. Das Stadion stand Kopf, die heimischen Zuschauer fühlten sich wohl zurecht um die Chance gebracht, hier doch noch den Ausgleich zu erzielen. In Minute 87 dann die Riesenmöglichkeit für Weiden, in Unterzahl den Ausgleich zu erzielen. Mendez zog aus 20 Metern ab und der Ball streifte nur um Zentimeter am Winkel von Weidenfellers Kasten vorbei. Glück gehabt! In der Nachspielzeit macht Zidan es besser und trifft im Liegen zum 3-1. Das Ding is durch, Erleichterung im Gästeblock. Von Euphorie kann keine Rede sein. Pflichtaufgabe erledigt, mehr nicht. Würde man dieses Spiel ernsthaft als Indiz für den aktuellen Leistungsstand der Mannschaft heranziehen, dann wird Köln nicht die erhofft leichte Aufgabe zum Auftakt der neuen Saison. Hut ab jedoch vor den Weidenern, die kein Zement in der Abwehr anrührten, sondern das Spiel mit gestalteten. Ein mutiger Auftritt der Schwarzblauen.

Zidan kam und traf

Für einige Fans ging es nach dem Spiel noch über die nicht weit entfernte tschechische Grenze zum gemeinsamen großen Fressen und vielleicht auch dem Genuss von Fangetränken. Man weiß es nicht. Die Busse von TU hatten wohl die längste Rückfahrt aller schwarzgelben. Erst gegen 8 Uhr morgens erreichten die Busse nach zwei Pannen den heimischen Hauptbahnhof.

Spielernoten:

Weidenfeller: Solide Leistung, beim Gegentor machtlos. Note 3

Subotic: Unauffällig, jedoch mit der ein oder anderen kleinen Unachtsamkeit. Note 3,5

Santana: Siehe Subotic. Note 3,5

Owomoyela: Erste Halbzeit eher Durchschnitt, Steigerung in der zweiten Hälfte. Setzte einige Impulse für das Offensivspiel und stand hinten meist gut. Note 2,5

Schmelzer: Sehr schwache erste Hälfte. Ließ sich das ein oder andere Mal düpieren. Weiden war meist über seine Seite gefährlich. Note 4

Tinga: Kämpferisch, mehr nicht. Viele Ballverluste. Note 4

Sahin: In der ersten Hälfte ging er etwas unter, weil er mitunter hart attackiert und stets eng gedeckt wurde. Sehr gute zweite Hälfte durch das Tor gekrönt. Lenkte das Spiel. Note 2,5

Hajnal: Einige sehr ansehnliche Pässe auf Barrios. Unter anderem der zum 1-0. Anonsten eher unauffällig. Note 3

Kuba: Totalausfall. Note 5

Valdez: Viel gerackert, mehr nicht. Eher der alte Valdez denn der neue. Note 4,5

Barrios in der Fankurve

Barrios: Agil auf dem Platz und mitunter ein kluger Ballverteiler. Abgebrüht vor dem Tor. In dieser Form eine wirkliche Bereicherung. Note 2,5

Hummels (45. für Kuba): War direkt präsent auf dem Platz. Entwickelt sich mit seiner Vielfältigkeit zur Allzweckwaffe. Note 2,5

Zidan (65. für Valdez): Machte die Bude, vorher aber viel Murks. Note 4

Rangelov (82. für Barrios): Keine Bewertung

Schiedsrichter:
Stieler: Hatte einige Probleme mit einer intensiven aber fairen Begegnung. Oftmals sehr skurrile Bewertung von Situationen. Die gelb-rote Karte war ein Witz. Note 5

Statistik:

Torschützen
0:1 Barrios (24. Minute)
0:2 Sahin (46.Minute)
1:2 Mendez (79.Minute)
1:3 Zidan (92.Minute)

Gelb-Rote Karten:
Schrepel (86.)

Gelbe Karten:
Schrepel, Welm - Hummels

Aufstellung Weiden:
Sela - Okle, Konjevic, Welm, Schrepel - Schumacher, Kümmerle - Geiger, Mendez - Seufert, Kacani

Aufstellung Dortmund:
Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Felipe Santana, Schmelzer - Tinga, Blaszczykowski, Sahin, Hajnal - Barrios, Valdez

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