Im Gespräch mit...

...den Fanbeauftragten - Teil 3

04.05.2008, 00:00 Uhr von:  Arne Sascha DvB
...den Fanbeauftragten - Teil 3

Seit dem 01.01. diesen Jahres steht die Fanbetreuung des BVB auf neuen Füßen: zur etablierten und langjährigen Angestellten Petra Stüker stießen nun mit Sebastian Walleit und Jens Volke zwei Neue hinzu. Walleit kennt die Fanarbeit aus seiner Zeit beim Fanprojekt, Volke war lange Jahre ehrenamtlich in der BVB-Fanszene aktiv. Wir hatten nun Gelegenheit, mit allen drei ein längeres Interview zu führen. Hier könnt ihr den dritten und letzten der drei Teile lesen.

schwatzgelb.de: Ihr hattet noch ein Anti-Rassismus-Projekt angesprochen.

Jens Volke: Ja, es gab da ja bereits ein Projekt, unsere Fahrt in die KZ-Gedenkstätte in Dachau. So wollen wir junge Fans auf die Greuel der NS-Zeit aufmerksam machen, damit sie nicht – ich sage mal beschwichtigend – gedankenlos gewisse Lieder singen. Zu bestimmten Zeiten taucht ja immer mal wieder solch ein Lied auf. Und wir wollen eben die Sinne schärfen, damit die Leute nicht gedankenlos jeden Mist mitbölken. Die Leute, die wirklich so ticken, die erreichen wir damit natürlich nicht, Wichtig ist, dass wir die erreichen, die sich da bisher nicht so viel Gedanken drum gemacht haben. Wir hatten zum Beispiel ein Amateurturnier in Mengede, da schrieen dann ein paar Leute „Blut und Ehre für Dortmunds Amateure“. Da habe ich mir die mit Jelka, damals noch beim Fanprojekt, mal zur Seite genommen und habe sie gefragt, was sie da singen. Sie wussten es nicht. Als wir es ihnen erklärt haben, war die Sache gegessen. Der ist nie wieder aufgetaucht, der Spruch. Ich denke, dass man durch Gespräche viel erreichen kann.

schwatzgelb.de: Was ändert sich bei den Richtlinen für Stadionverbote?

Jens Volke: Eine ganze Menge, für manch einen kommt das einer Revolution gleich, auch wenn es auf Fanseite vielen nicht weit genug geht.

Sebastian Walleit: Aber jeder Verein hatte ja schon bislang die Chance, ein Stadionverbot so abzuhandeln, wie er es für richtig hält. Es gibt zum Beispiel ein hervorragendes Modell in Berlin oder St. Pauli. Die haben dort die Möglichkeit, den Betroffenen zu sagen: Du darfst ins Stadion, oder Du darfst nicht ins Stadion, bis das Verfahren abgeschlossen ist.

Die Polizei

Jens Volke: Was wir sagen können, ist, dass in den bisherigen Richtlinien sehr viel „Kann“-Stimmung und sehr viel Maximierung vorherrschte. Manche Vereine haben dieses „kann“ als „muss“ ausgelegt. Und die Maximierung ist gleichzeitig das Mindestmaß an Strafe. Das heißt, es gab bei manchen Vereinen nur fünf Jahre Stadionverbot, egal, was er gemacht hat. Egal, ob Du jemandem die Nase gebrochen hast, oder nur einen Aufkleber hingeklebt hast - es gab fünf Jahre. Das gibt es in Dortmund nicht. Da werden die Fälle einzeln behandelt. Es gab ja auch immer schon die Möglichkeit, viel kürzere Stadionverbote auszusprechen, das hat der BVB auch gemacht. Das Modell haben wir in Zusammenarbeit mit Dr. Hockenjos und der Fanabteilung erarbeitet. Aber bevor falsche Erwartungen geweckt werden: Wir haben bei Stadionverboten nicht das letzte Wort. Wir können uns den Sachverhalt anhören, evtl. auch was tun, aber wir haben nicht das letzte Wort. Also, wenn jemand im Stadion einem anderen eine Nase bricht, kann der nicht sagen: “Ach, ich rufe den Volke an, der regelt das schon.“ Das können wir nicht, und das machen wir auch nicht.

schwatzgelb.de: Angebliche Randale beim Spiel Frankfurt gegen Nürnberg haben vor Kurzem ein großes Medienecho erfahren. Horrorszenarien wurden skizziert, bis hin zu "italienischen Verhältnissen". Eure Sicht der Dinge?

Jens Volke: Wer von „italienischen Verhältnissen“ spricht, war noch nie in Italien bei einem Fußballspiel. Diese Vergleiche sind doch total an den Haaren herbeigezogen. Mehr will ich dazu eigentlich nicht sagen, mir persönlich wurde um diese Sache viel zu viel Theater gemacht. Im Endeffekt lockt das wieder Nachahmer an und richtig viel passiert ist eben doch nicht.

Sebastian Walleit: Ich sehe das ähnlich. Kommt es nicht zum Spielabbruch durch den Schiedsrichter, wäre die Diskussion wohl auch nie so hochgekocht. Guckt man in die unteren Ligen, dürfte da manches Spiel gar nicht erst angepfiffen werden. Schlimm ist auch, dass bei diesen negativen Dingen immer wieder aus Mücken Elefanten gemacht werden, wogegen positive Ereignisse in den Fankurven – also bspw. Choreographien, Stimmung, sonstiges Engagement – oft überhaupt keine Erwähnung finden.

schwatzgelb.de: Trotz allem: Nach Jahren der Selbstregulierung sieht man auch in Dortmund neuerdings wieder Pyro. Wie geht Ihr damit um?

Pyro im BVB-Block

Jens Volke: Also ich weiß nicht, ob man neuerdings wieder Pyro sieht. Ganz weg waren die blöden weißen Rauchsäulen ja nie, auch ging ab und an mal ein Bengalo hoch. Das werden wir auch mit den ausgeklügeltsten Sicherheitsmethoden wohl nie ganz ausschließen können. Ich glaube nicht, dass es in der Dortmunder oder überhaupt in einer Fanszene der oberen Ligen dazu einen Sinneswandel gibt. Ab und an wird mal wieder etwas probiert, man fällt damit wieder auf die Nase, reißt vieles ein, was man sich vorher erarbeitet hat und steht hinterher mit leeren Händen da. Es weiß doch jeder, dass Verein, Polizei, DFL und DFB am Ende immer am längeren Hebel sitzen werden und damit ist der organisierte Einsatz von Pyrotechnik für die allermeisten Fan- und Ultragruppen kein Thema mehr.

Sebastian Walleit: Wir werden jetzt wegen kleinerer Anlässe keine Hexenjagd starten, wie z.B. nach dem Spiel Frankfurt gegen Nürnberg. Wir müssen uns sicher auch in Zukunft offensiv damit beschäftigen. Wie Jens schon sagte, ganz weg war das ja leider nie. Es darf aber auch keiner vergessen, dass durch die modernen Überwachungsmöglichkeiten nur ganz selten jemand ungeschoren davon kommt. Ob es wert ist, wegen eines auf dem Boden liegenden Bengalo bis zu 3 Jahre in kein Stadion zu dürfen? Ich kann es mir nur schwer vorstellen.

schwatzgelb.de: Jens, Du sagtest, Du willst die BVB-Familie stärken. Wie?

Jens Volke: Wir werden gemeinsam mit dem Fanprojekt an jedem letzten Dienstag im Monat eine Sprechstunde etablieren. Da wird der Laden um 14 Uhr geöffnet. Einer von uns ist mindestens vor Ort und für jeden Fan zu sprechen. Wir hoffen, dass sowohl junge als auch alte Fans das wahrnehmen werden, damit sich die Szene ein bisschen mehr durchmischt. Wir haben schon länger das Problem, dass jeder hier und da sein Süppchen kocht. Das fand ich früher schon schade. Ich weiß, dass das nicht so einfach ist, alle zusammen zu führen, denn Fankultur verändert sich nun einmal. Den älteren fällt das sicherlich schwer, sich auf neue Dinge einzulassen. Genau so wie junge Fans denken, dass sie immer Recht haben, weil die Alten keine Ahnung mehr haben. Das sind zwei Extrempositionen. Und wir wollen erreichen, dass diese beiden Gruppen wieder mehr zusammen finden. Mehr miteinander sprechen und nicht übereinander.

schwatzgelb.de: Wie wollt ihr das Projekt bekannt machen?

Sebastian Walleit

Petra Stüker: Wir haben da mehrere Möglichkeiten. Zum einen unsere Mitglieder- und Stadionzeitung. Wir werden auch die Homepage verändern. Vielleicht helft ihr uns dabei.

Sebastian Walleit: Und natürlich setzen wir auch auf Mundpropaganda.

Jens Volke: Es ist natürlich wichtig, dass wir einen langen Atem haben Dass wir nicht nach zwei Mal, wenn noch nicht so viel los ist, aufgeben. Vielleicht braucht das ein Jahr. Wir müssen ja auch Vertrauen aufbauen. Bisher hat das wegen der Arbeit für das Pokalfinale einfach nicht geklappt, wir werden das nun aber konkret angehen.

schwatzgelb.de: Wir haben in der Fangruppe Basis damals ein Konzept zu Fantreffen ausgearbeitet. Damals hieß es, dass das durchgeführt wird, wenn die Fanbetreuung personell verstärkt wird. Wäre das dann die Umsetzung dieser Idee?

Petra Stüker: Ja, genau. Diese Fantreffen sollen regelmäßig durchgeführt werden, sie werden offen für jeden sein, und wir hoffen, dass sie angenommen werden und man sich in diesen Runden auch offen unterhalten kann. Und sie sollen überall wo BVB-Fans zu Hause sind, stattfinden. Vielleicht kann man ja auch da eine Zusammenarbeit mit einem vor Ort ansässigen Fanclub erreichen. Das würde den Fanclub bekannter machen, vielleicht mehr Mitglieder bringen, und die BVB-Familie würde wieder näher zusammenrücken.

schwatzgelb.de: Gerade in letzter Zeit ist eine negative Stimmung im Stadion. Das stand eigentlich im Gegensatz zur WM-Stimmung. Man hat das Gefühl, viele Leute gehen nur noch ins Stadion, weil sie sich ärgern wollen. Was kann man als Fanbetreuung dagegen tun?

Die Südtribüne

Jens Volke: Ich glaube nicht, dass das spezifisch für Dortmund ist. In seinen Auswüchsen schon, aber insgesamt eher nicht. Wobei ich jetzt zwar nur Dortmund kenne, ich gehe ja selten zu Heimspielen anderer Vereine. Subjektiv gesehen ist das wohl so, teilweise auch extrem. Aber trotzdem kommen die Leute wieder. Wenn wir jetzt tatsächlich ein Publikum hätten, das nur meckert, dann würden die erst gar nicht ins Stadion gehen. Wir stehen im Mittelfeld der Liga und das Stadion ist voll. Das Publikum wird geprägt von der Enttäuschung darüber, dass der Verein nicht mehr da ist, wo er mal war. Das ist sicher nicht so einfach. Ich merke das ja auch an mir. Wenn wir vier, fünf Spiele gewinnen, dann denke ich auch, dass wir jetzt wieder oben drin stehen können. Das ist aber Quatsch, das kannst Du nicht erwarten. Aber es ist nun mal so. Du fährst nach Duisburg und hast immer diese grandiosen Siege, mit denen wir damals Vizemeister wurden und in einem anderen Jahr die Meisterschaft eingeleitet haben im Hinterkopf. Ein anderer Grund ist sicher, dass es eine Art Entfremdung gegeben hat zwischen Publikum, Fans und dem Verein. Aber das wollen wir auch ändern. Ich denke, das war sicherlich auch ein Beweggrund der Geschäftsführung, uns anzustellen, damit wir in dem Bereich jetzt mehr tun. Auch mit den Profis können sich die Fans schwerer identifizieren, weil sie nicht mehr so „normal“ sind. Aber wie willst Du das auch sein? Stell Dir mal vor, Du wärst ein 16-jähriges Talent und Dir wird jeden Tag erzählt, was für eine Granate Du bist. Du wirst mit Geld zugeschüttet. Wie willst Du da normal bleiben? Ich denke, da ist eine Kluft, die schwer zu überbrücken ist. Man muss als Fan irgendwann mal sagen: Ok, die machen ihren Job, nicht mehr oder auch nicht weniger.

Support der BVB-Fans

Sebastian Walleit: Wenn die Leute ins Stadion gehen, dann sehen sie halt die Millionäre, an denen sie sich dann mal auslassen wollen. Sie selbst haben die ganze Woche hart gearbeitet, dann meckern sie eben, wenn es nicht läuft. Aber das ist ja auch ein Merkmal der Gesellschaft Action auf der Südinsgesamt. Es wird ja nur noch gemeckert. Der Fußball ist nur Spiegel der Gesellschaft. Dazu kommt eine Kluft zwischen Fan und Verein. Dann die Unzufriedenheit, dass Du nicht mehr der bist, der du mal warst. Daher rührt ja das überzogene Anspruchsdenken vieler Leute in Dortmund. Aber das liegt ja auch in der Natur des Menschen.

Jens Volke: Und dann hast du solch grandiose Abende wie am 19. April in Berlin. Ganz ehrlich, da vergesse ich all die Kritik an der Stimmung der Vorwochen. Wir alle hatten doch nur noch Berlin im Kopf, der Hunger der Fans war so riesig, der war fast zu greifen. Diese Euphorie, dieses komplette Ausrasten beim späten Ausgleich. Das war alles einfach Wahnsinn, und das war eigentlich das, was Borussia für mich persönlich immer ausgemacht hat, und das, was wir auch in den Vordergrund stellen sollten. Unzufriedenheit über die Saison an sich hin oder her.

schwatzgelb.de: Petra, Du bist schon lange im Verein tätig, Jens Du kommst aus der Fanszene, Sebastian, Du eher aus der sozialpädagogischen Ecke. Ist das mit Absicht so zusammengestellt worden?

Jens Volke: Ja, ich denke, Herr Watzke hat uns mit Absicht so ausgewählt. Er hatte mit uns zwei grundverschiedene Typen, von denen er beide für die Fanarbeit brauchen kann.

schwatzgelb.de: Wenn wir uns in einem Jahr wieder treffen, was soll sich bis dahin verbessert haben?

Jens Volke (schmunzelt): Wir sind auf dem ersten Tabellenplatz, wir stehen im UEFA-Pokalfinale, die Stimmung ist grandios. Wir haben 60 bis 70 Millionen plus auf dem Konto.

schwatzgelb.de: Ihr als Fanbetreuer?

Jens Volke: Ja, sicher. (alle lachen)

Jens Volke

Sebastian Walleit: Im Ernst, wir haben ganz viele Wünsche, aber es wird eine Politik der kleinen Schritte, das ist klar. Wir müssen uns an dem, was passiert, messen lassen. Es wäre aber auch falsch, ein Ziel oder eine Parole vorzugeben. Es kann ganz viel Unvorhergesehenes passieren. Natürlich habe ich Ideen im Kopf, was ich Jens möchte beim BVB was erreichenerreichen will. Aber ob das umzusetzen ist, oder es vielleicht zu tief gestapelt ist, das werden wir sehen. Vielleicht sagen wir in einem Jahr, dass wir zufrieden sind mit dem, was wir erreichten, oder wir sagen: “naja, hätte mehr sein können”. Ob und was wir in der ganzen Szene bewegt haben, das sehen wir ja nicht, das können wir auch nicht greifen. Wir kriegen nur einzelnes Feedback.

Jens Volke: Also, ich möchte schon für mich selber spüren, dass ich in einem Jahr was erreicht habe, weil ich sonst nicht so zufrieden bin mit mir selber. Man sieht schon jetzt, dass hier absolut was zu bewegen ist. Deswegen bin ich da gar nicht skeptisch. Grundsätzlich gebe ich dem Sebastian aber recht, dass es viele kleine Schritte sein werden und nicht der eine große Schritt. Wir werden nicht erreichen können, dass nur noch super Stimmung herrscht, Karten für jeden da sind, die Mannschaft gewinnt und nur noch alles toll ist. Das ist nicht machbar, aber ich möchte für mich spüren, dass sich was getan hat, dass es sich gelohnt hat, so viel Arbeit rein zu stecken. Wir freuen uns auch immer über positives Feedback, klar. Wenn ich aber in einem Jahr in jedem Internetforum lesen müsste, dass wir drei die totalen Vollmeisen sind, dann würde ich es mir nicht mehr antun. Das sehe ich aber derzeit nicht, und ich hoffe auch nicht, dass das so sein wird.

Petra Stüker: Ich sehe auch die Politik der kleinen Schritte. Wir versuchen, die Kommunikation zwischen Verein und Fans zu stärken, gegenseitiges Verständnis aufzubringen und einiges für Fans zu erreichen. Und wir wollen mehr Kontakt zur Mannschaft für die Fans herstellen. Durch die Fanabteilung hat ja auch ein Umdenken stattgefunden. Man weiß inzwischen, dass es gut ist zu wissen, was der Fan denkt und möchte. Denn vor leeren Rängen spielen möchte niemand. Wenn Fanwünsche nicht erfüllt werden, wäre das die Konsequenz.

Jens Volke: Die Fans sind ja auch das größte Kapital des Vereins. Was haben wir denn noch? Sportliche Erfolge sind eher selten, aber wir haben einen Schnitt von 70.000. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Herr Meier hat uns ja früher immer weismachen wollen, dass wir Fans und die Südtribüne den Verein nur Geld kosten. Aber im Endeffekt ist die Südtribüne ein Geschenk auch für den Verein. Und diese Einstellung hat sich im Verein jetzt auch so etabliert. Herr Watzke sieht das ganz anders als Herr Meier damals. Und das unterstreicht er ja damit, dass er uns jetzt angestellt hat, um uns um die Belange der Fans zu kümmern.

Die BVB-Kurve in Berlin

schwatzgelb.de: Mit dem Pokalendspiel hattet Ihr ja quasi Eure erste richtige Bewährungsprobe. Ihr habt Euch um die Ticketverteilung für Fanclubs gekümmert. Da macht man sich ja nicht nur Freunde mit. Wie habt Ihr das gelöst?

Petra Stüker: Ich glaube sehr gut. Natürlich hätten auch wir gerne das ganze Kontingent für die Fanclubs gehabt. Denn einige Fanclubs, die nicht oft auswärts fahren – aus welchen Gründen auch immer, es ist ja kein Zwang – sind leer ausgegangen. Diese Fanclubs haben uns natürlich ihr Leid geklagt. Aber im großen und ganzen haben alle verstanden, dass wir nach Kriterien und nicht nach Sympathie die Karten verteilen mussten. Die Mehrheit hat das verstanden. Wir haben im Nachhinein viel Lob erhalten, auch für die Informationen, mit denen wir unsere Fans auf dem Laufenden gehalten haben.

Jens Volke: Um das mal deutlich zu machen: von über 300 Fanclubs, die sich um Karten beworben hatten, kamen keine 10 Beschwerden. Wir glauben, dass das für uns spricht.

schwatzgelb.de: Wie habt Ihr selbst das Finale erlebt? Im Vorfeld und wie an dem Tag selbst?

Sebastian Walleit: Im Vorfeld eher gelassen, irgendwie war das – trotz der Mehrarbeit – weit weg. Bis zum Spieltag eigentlich, da hat’s mich dann voll erwischt. Spätestens als wir mittags an der Gedächtniskirche standen, habe ich realisiert, was eigentlich los ist, was das für den Verein und die Leute bedeuten kann, welche Initialzündung das jetzt geben kann. Was das für das Fanrenommee bedeutet, alles guckt nun wieder auf Dortmund.

Jens Volke: So richtig los ging’s natürlich schon Wochen vorher, durch die tagtägliche Arbeit hast du aber gar keine Zeit mehr, so richtig darauf hinzufiebern. Natürlich spürst du auch in der Geschäftsstelle die Anspannung vor dem Halbfinale gegen Jena, die tolle Stimmung am nächsten Tag. Ist ja nicht so, dass wir da alle nur unserem routinierten Job nachgehen. Als Fan denkst du das vielleicht ab und an, das entspricht aber nicht der Realität. Auch hier am Rheinlanddamm sind alle heiß auf Berlin gewesen. Als wir dann Donnerstag abend im Fanmobil saßen, hat mich das Kribbeln erfasst, da wusste ich, Samstag abend kann der BVB den Pokal holen. Für mich war es ja nach 1989 das zweite Mal, dass ich nach Berlin durfte. Damals als Fan, heute als Fanbeauftragter. Da hast du ja auch gedacht: „Siehste, heute schließt sich der Kreis!“

Sebastian Walleit: Am Abend vor dem Spiel hatte dann noch ein Berliner Fanclub (Spreeborussen) zu einem kleinen Umtrunk geladen, das war eine nette Abwechslung, zumal man dort noch den einen oder anderen Fan treffen konnte, der bereits in Berlin war.

BVB-Fans in Berlin

Jens Volke: Der Tag selbst komisch, morgens waren wir noch mit der Kartenausgabe beschäftigt, mittags dann ein paar Runden über den Platz an der Gedächtniskirche – aber um 13 Uhr mussten wir auch schon im Stadion sein, den Wagen hinter der Kurve parken, beim Aufbau der Choreographie helfen und und und. Im Block habe ich dann ca. 60 Minuten verbracht, ansonsten lag immer irgendwas an. Tragisch für mich der Ausgleich, 5 Minuten vor dem regulären Abpfiff bin ich raus aus dem Block, weil ich dachte, es passiert nichts mehr, und ich wollte mich dann um die Fahnenschwenker unten auf dem Platz kümmern. Dann komme ich gerade unten an, da fällt der Ausgleich. Du guckst in all diese total ausgelassenen Gesichter, siehst ein paar deiner Freunde im Block austicken, und du stehst einige Meter weg, getrennt durch den Graben und hättest gerne alle im Arm, komischer Moment. Nach dem Spiel war es frustrierend, auch wenn wir stolz sein können, verloren ist eben doch verloren.

Petra Stüker: Ich kann mich den beiden nur anschließen, durch die tägliche Arbeit bleibt nicht viel Zeit für Vorfreude oder gar Euphorie. Das stellt sich dann doch erst kurz vor dem Finaltag ein. Man muss ja auch sagen, dass das bereits mein fünftes Finale mit dem BVB war, bei dem ich eingebunden war – natürlich erst das zweite Pokalfinale. Während Sebastian und Jens bereits ab Donnerstag in Berlin waren, konnte ich erst am Spieltag folgen. Wie alle anderen Angestellten, die von der Geschäftsleitung dankenswerter Weise eingeladen wurden, unternahm ich die Reise mit dem „Evonik-Final-Express“. Einerseits musste ja noch jemand hier die Stellung halten und etwaige Fragen beantworten und andererseits bin ich als Vorsitzende des Betriebsrats ganz bewusst mit den anderen Kollegen angereist. Ich wusste ja, dass ich mich auf Sebastian und Jens in Berlin verlassen konnte. Die Arbeitsteilung funktioniert also bereits nach so kurzer Zeit.

Sebastian und Jens (lachend): Genau, wir arbeiten, und du fährst Zug. Nein, im Ernst, das war ja so geplant, Petra hat ja vorher alles alleine gemacht, und wir müssen uns unsere Sporen ja noch verdienen.

Hier findet ihr den ersten und den zweiten Teil des Interviews.

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