Von Mücken und Elefanten (eine Replik)
Blickte man in den vergangenen Tagen in Richtung der üblichen schwarzgelben Fanzines, so konnte man den Eindruck gewinnen, in Dortmund würde seit Sonntag Zeter und Mordio geschrien: Die Schiedsrichter, der DFB, ach was, die ganze Welt haben sich gegen die tapferen Recken in schwarz und gelb verschworen.
Tagtäglich wird an Strobelallee und Rheinlanddamm das Lied von derBenachteiligung gesungen, die uns trotz zweier Glanzleistungen gegen Duisburg und Gelsenkirchen nur ein mageres Pünktchen beschert hat. Ein probates Mittel,um von den eigenen Fehlern abzulenken, natürlich - nur was ist denn überhaupt passiert?
Direkt nach dem Schlusspfiff in einem heißen Derby haben die Herren Doll und Watzke nicht nur die üblen Aussetzer in der schwarzgelben Defensive gegeißelt, sondern auch mehrfach gegen Schiedsrichter Gagelmann gewettert, der beileibe nicht alles falsch gemacht hat, aber sicher auch schon einmal stärkere Auftritte in der Bundesliga hingelegt hat. Von einer fehlerhaften roten Karte war die Rede, von einem nicht gegebenen Elfmeter, und gelacht, ja gelacht haben soll Herr Gagelmann auch. Wie gesagt: Direkt nach Schlusspfiff. Und sonst so? Am Montag war aus Dortmund nicht viel zu hören, aber aus Frankfurt kam Post: Vier Spiele Sperre gegen Dede wegen der unberechtigten roten Karte, und kein Einspruch von Vereinsseite. Wie jetzt? Ich dachte, die Uschis in schwarz-gelb jammerten immer noch. Und am Dienstag? Nichts Neues zum Thema, selbiges am Mittwoch. Stattdessen business as usual auf der Vereinshomepage: Etwas zum Training, Neues aus dem Krankenlager, ein Lob den Fanbeauftragten und Sponsorenwerbung als Artikel verpackt. Nicht, dass das überragend informativ wäre, aber Uschitum habe ich mir dann doch anders vorgestellt.
Dabei gäbe es einiges zu kritisieren, was wirklich von Bedeutung ist - nur betrifft das nicht in erster Linie das Triumvirat aus Watzke, Zorc und Doll, sondern eher die Herren Amedick, Kovac und Ziegler, die nicht nur am Sonntag glauben ließen, eher für Slapstick-Einlagen denn für Profifußball bezahlt zu werden. Das beträfe Sebastian Kehl, dessen Zweikampfwerte unbestritten überragend sind, aber dessen Fehlpassquote sich mittlerweile bedenklich der Fehlschussquote eines Nelson Valdez nähert. Und das beträfe auch Mladen Petric, der uns vorne schon einige Mal das Leben gerettet hat, aber auf dessen Konto auch die völlig unnötigen Ballverluste im Mittelfeld gehen, die uns in Wolfsburg und Duisburg jeweils das Genick (an)gebrochen haben. Stattdessen wird ein überflüssiger Nebenkriegsschauplatz aufgemacht, der genau das zur Folge hat, was man doch eigentlich zu vermeiden vorgibt: Den Spielern und dem Trainer ein Alibi zu geben - dabei ist wichtig doch auffem Platz.
Und was unsere Funktionäre angeht, stellt sich nur die Frage, was wir eigentlich wollen: Vereinsverantwortliche, bei denen auch nach 'nem 2:3 gegen die Blauen jedes Haar an der richtigen Stelle sitzt, oder Leute, denen man anmerkt, dass eine Pleite im Derby mehr bedeutet als verlorene drei Punkte?
geschrieben von Scherben
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