Alles spielte für den BVB

Für schwatzgelb.de ging's natürlich darum, möglichst zeitnah von dieser erfolgreichen Verteidigung der Tabellenspitze zu berichten und schickte mal wieder einen seiner rotationsmässig ausgewählten Redakteure in den Pressebereich des BVB, wo man an bequemen Tischchen gut sitzend und in Höhe der Mittellinie gut sehend, seinem Hobby nachgehen kann.

Außerdem gab's ja vor dem Spiel wie immer für geladene Gäste ein warmes Büffet und ein lecker Pilschen, also eine nicht zu verachtende Rundumversorgung. Die Erfahrung zeigt, dass man nicht allzu spät kommen darf um an der Verköstigung teilnehmen zu können, denn die Herrschaften von der Presse sind naturgemäß ziemlich ausgehungert, obwohl - so rein figürlich gesehen - eher nicht vom Hunger gezeichnet.

Auch bei der Verteilung der frisch gedruckten Mannschaftsaufstellungen muss man sich zügig ranhalten, erinnert doch das Gerangel um die Sicherung dieser begehrten Zettel an eine Verteilung der Freikarten für das nächste Madonna-Konzert. Also Durchsetzungsvermögen gezeigt und eine Liste ergattert - Glück gehabt, die letzte war's. Damit kann es losgehen, die aktuellste Mannschaftsaufstellung ist da, somit die Ausrüstung komplett.

Es folgt ein erster Blick auf die Liste der Spieler:

Zur Überraschung aller gab's nicht die von der Presse vermuteten. Wörns und Ewerthon spielten von Beginn an, sie wurden nicht der Taktik der 4 gelben Karten geopfert.

Dafür blieben zwei bekanntermaßen wetterempfindliche Brasilianer bei den etwas unangenehmen Temperaturen vorerst auf der Bank - nachvollziehbar , dem Autor dieser Zeilen frösteln auch als Nicht-Brasilianer beim Tippen etwas die Finger. Evanilson und Amoroso schauten also erst einmal zu, genau wie der derzeitige Dauerbankdrücker Jürgen Kohler und Einwechselspieler "Erster Alles" Micky Stevic. Fussballzauberer Rosicky saß noch nicht einmal dort, seine verhärtete Beinmuskulatur muss wohl erst noch auf weichere Zeiten warten.

Der Beginn war schon mal verkorkst. Anstoss für Borussia und das heißt, dass falsch herum gespielt wird. Und spielerisch war in den ersten Minuten auch nichts drin, was die Finger des Schreibers warm werden liess.

3. Min. Foul an Ewerthon - verunglückter Freistoß von Koller, der Ball kullert zu Dede, der wie meistens, wenn er in den gegnerischen Strafraum eindringt, völlig überhastet den Ball ins Aus schlägt.

Das war's dann für die ersten Minuten, schnell nachlassende Spannung in der 9. Minute als Ewerthon auf links aussen durch ist, der aber die Flanke flach hinter das Tor schlägt.

In der 15. Minute dann die erste echte Torchance, Sörensen kann den Ball von der Grundlinie auf Ewerthon ziehen, der kommt an der 5m-Raum-Grenze zum Schuss - aber weit drüber.

1. Ecke des Spiels für den BVB in der 18. Minute. Neue Variante mit Jan Derek Sörensen von der Fahne, der Ball durchläuft einige Stationen und wieder ist es Ewerthon, der vergibt.

Jetzt wirds munterer - schneller Konter durch Lars Ricken auf Sörensen führt zur 2. Ecke, wieder die Sörensen-Variante, aber wieder nichts.

23. Minute Kopfball vom am Elfmeterpunkt freistehenden Heinrich - der hätte gepasst aber Schober klärte zu Ecke. Noch mal soll Sörensen zeigen, dass er brav geübt hat, aber wieder nichts mit Eckballtor. Dafür gabs dann in der 24. Min. gleich die 4.Ecke, noch mal versucht und noch mal ohne zählbares Ergebnis. Durch seine Ecken aufgewärmt kam Jan Derek in etwas Spiellaune, 27. Min - nach einer guten Ricken-Flanke kann er im Strafrum freistehend köpfen, leider nicht nur knapp vorbei, sondern ziemlich deutlich verfehlt.

Auch überhaupt nicht mustergültig köpft Ricken nach einer Ewerthon-Flanke in der 29. Min.in die Arme des Rostock-Torhüters. Das war alles nicht wirklich überzeugend.

Riesentorjubel dann in der 32. Minute - St. Pauli hatte soeben das 1:0 gegen Bayern geschossen., das liess vor allem die Südtribühne aufleben.

35. Minute Foul an Kehl kurz vor dem Rostocker Strafraum und Torschrei - nein wieder kein Tor für den BVB, ( Sörensen schoss den Freistoss daneben), nein, es war wieder der FC St. Pauli, mit dem 2:0 gegen die Weisswürste - und einige Minuten lang war der Tabellenletzte aus Hamburg der Star im Westfalenstadion - St. Pauli Rufe, vor allem von der Süd.

42. Minute böses Foul von Beierle an Metzelder - zu Recht mit der gelben Karte geahndet von Schiedsrichter Michael Weiner, der übrigens mit sehr viel Übersicht überzeugte und auch mit einigen sehr guten Vorteilsentscheidungen glänzte.

Das war's dann auch für die erste Hälfte. Kein Tor in Halbzeit eins und damit keins vor den Augen der Fans auf der Südtribüne.

Die Belegschaft Pressetribühne macht sich auf in den Presseraum. Die Pausenschnittchen sind nach einigen Sekunden vergriffen. Erfahrene Redakteure wissen, dass man mind. eine Minute eher hinein gehen muss, um von allem etwas mitzubekommen. Ich entscheide mich für Kaffee, den mir mit einem Remple auch prompt einer der Prommi-Journlisten über die Jacke schiesst. Gut, er hat sich wenigstens entschuldigt - was soll`s - Südtribüne ist auch nicht besser. Kalte Schlacht am heissen Büffet, das scheint hier wohl so üblich zu sein.

In der zweiten Hälfte war das Spiel auch erst einmal nicht gerade packend. Ein paar halbherzige Strafraumszenen auf beiden Seiten, aber irgendwie war das nicht unbedingt das Match, dass man sich von einem Meisterschaftskandidaten vorgestellt hatte.

Von nun an musste auch die Eckenausführung umgestellt werden und logischerweise machte das Amoroso. 62. Minute 6. Ecke (6:0) wieder in die Arme von Schober.
Kurz darauf das erlösende 1:0 - diesmal mit Jubel für die richtige Mannschaft.

Abwehrfehler der Rostocker nach schöner Vorarbeit von Koller, der Ball kommt im Strafraum als Bogenlampe aus der Rostocker Abwehr unverhofft zu Heinrich zurück und der gibt auf den herbeigeeilten Ewerthon, der Schober kurzerhand tunnelt.

Riesenjubel, vor allem bei Sammer, der schon ein 0:0 befürchtet hatte.

Sofort danach wurde fast das 2:0 nachgelegt. Ewerthon ist durch und flankt auf Koller, der jedoch den Ball knapp verfehlt. In der 68. gleich noch mal Ewerthon, Weitschuss - Schober hält.

"Deutscher Meister wird nur der BVB" - jetzt war die Südtribüne wieder aufgewacht, auch sie war Anfangs der ersten Hälfte in Lethargie verfallen, ab jetzt gab's wieder Stimmung.

Amorosos erste gute Szene in der 72. Minute - scharfe Flanke von Ricken und 74 km/h - Direktschuss des eleganten Brasilianers - knapp vorbei.

Nun lief's klar besser, der Schwung, der eine ganze Stunde lang gefehlt hatte, war plötzlich da.

Auch die Rostocker taten nach dem Rückstand etwas mehr für die Offensive.

76 . Minute Metzelder foult am eigenen Strafraum und sieht Gelb. Rydlewicz schiesst den Freistoss über das Tor.

Dann auch eine Karte in der 79. Minute für den Rostocker Lange nach Foul an Heinrich, der Freistoss von Amoroso brachte nichts .Danach geht Beierle vom Platz, für ihn kommt ein alter Bekannter: Unser ehemaliger Sturmtank Bachirou Salou

81. Minute: Brasilianische Traumkombination - Ewerthon von Halbrechts quer durch den Strafraum auf Amoroso, der lässt mit einem Schlenker seinen Gegenspieler aussteigen und zieht an Schober vorbei in's lange Eck: 2:0. Entzücken macht sich breit, ein Genie, dieser Amoroso. Locker-flockig, als wenn's nichts wär' haut er mal eben den Ball rein.

Heiko Herrlich kam dann in der 84. Minute für den verletzten Koller.
In der 87. Minute kam sie dann doch noch, die erste Ecke für Hansa mit der 2. Gleich darauf - wenigstens das Eckballverhältnis sollte nicht zu Null ausgehen.
Taktische Einwechslung kurz vor Schluss - Stevic für Ricken.
Die vorletzte Torchance des Spiels sollte Bachirou Salou haben - schlaksig wie immer setze er einen Spagathschuss über die Latte. Die letzte bekam auch Rostock durch Rydlewicz , Lehmannn mit Glanzparade und dann war Schluss.

Schade oder nicht schade ? Hätte Rydlewicz getroffen, wäre das Warsteiner-Fässchen an schwatzgelb.de gefallen, denn das beliebte Spielchen der Presseleute vor dem Spiel heisst Halbzeit und Endstand raten. Mit einem 2:1 wären wir als Sieger vom Platz gegangen - aber so war's auch gut, vielleicht braucht der BVB dieses eine Tor ja noch für die Meisterschaft.

Veh:
"Wir haben unnötig verloren, lange Zeit gut gestanden und fast keine Torchance zuzulassen. Das 0.1 war quasi ein Eigentor und mit dem 0:2 war alles entschieden

Sammer:
"Wir sind auf eine Mannschaft gestoßen, die die Räume eng gemacht und taktisch klug gespielt hat. Uns fehlte die Ruhe um überzeugend zu spielen, das 0:0 zur Halbzeit war gerecht. Die Abwehr stand gut, obwohl ich immer Angst vor einem Ausrutscher hatte. Wir haben die letzte Entschlossenheit vermissen lassen, aber nicht den Willen zum Sieg.

Mit 1:0 im Rücken haben wir uns dann leichter getan. Wir haben sehr viel investiert, ohne zu glänzen. Der Sieg war etwas glücklich aber insgesamt verdient.
Jan Koller hat offensichtlich nur eine Prellung, ich hoffe er wird am Samstag wieder spielen."

So spielte der BVB , - mit Noten:
Lehmann (2), Wörns (2,5), Metzelder(2), Reuter (3,5), Kehl (2), Dede (4), Heinrich (3), Ricken (3) - 88. Stevic, Koller (2,5) - 84. Herrlich, Ewerthon (2,5), Sörensen (4) 60. Amoroso (2)

Und so Hansa Rostock - ohne Noten:
Schober, Lange, Maul, Rydlewicz, Beierle - 79. Salou, Oswald, Arvidsson - 63. Hill, Schröder, Lantz, Hirsch, Wibran

Schiedsrichter : Weiner (1)

Tore: 1:0 Ewerthon 64. Min. 2:0 Amoroso 81.

Gelbe Karten: Metzelder, Beierle, Rydlewitz

Zuschauer 60500

Hier geht es zum Spielbericht der Hansa-Fans.