Spielbericht Profis

Herrlich schmeichelhafter 1:0 Sieg

23.11.2001, 00:00 Uhr von:  Guido
Rot für Koller
Rot für Koller
© Foto: Online-Sport

"Dänen lügen nicht", so heisst ein altes Sprichwort und Flemming Povlsen, der vor dem Spiel auf ein torarmes Spiel getippt hat, sollte Recht behalten. Einzig sein Tip, dass das Spiel 1:1 enden wird, lag am schwach geschossenen Elfer von Laursen.

Borussia begann bei nasskaltem Wetter im Kopenhagener Parken mit Wörns und dem erfahrenen Kohler in der Abwehr. Davor Reuter, die zwei Brasilianer Dede und Evanilson sowie Stevic zentral. Ricken in der zentralen "Rosicky-Rolle" und Koller, Amoroso und Sörensen im Sturm. Das Spiel beginnt vor nicht mal 19.000 beginnt verhalten. Die Dänen binden zwar Borussia in ihrer Hälfte, zu zwingenden Torchancen kommen sie jedoch nicht. Ganz anders auf den Rängen. Die Kopenhagener Fans singen die kleine Schar an BVB-Fans nahezu an die Wand. Eine beeindruckende Stimmung, wenn man bedenkt, dass es sich bei dem erst 92 gegründeten Verein mehr oder weniger um einen "Retortenclub" handelt und das Stadion nur halb gefüllt ist.

Gelb-Rot für Christian Poulsen
Gelb-Rot für Christian Poulsen
© Foto: Online-Sport

Der "Star" auf Seiten des dänischen Meisters heißt Christian Poulsen. Der 21-jährige, an dem unter anderem auch der BVB Interesse hat, macht von Beginn an ordentlich Dampf. Bereits in der 15 Minute sieht er nach einem übermotivierten Foul an Ricken die gelbe Karte. Unverkennbar: Der junge Däne will auf sich aufmerksam machen !

Eine Minute später die erste kleinere Torchance des Spiels. Amoroso mit einem Seitfallzieher. Jedoch mit zu wenig Effet. Sörensen verpasst den Ball nur knapp, hätte aber eh im Abseits gestanden. 1 Minute später klingelts jedoch im Tor der schwatzgelben. Schiedsrichter McCurry, der eine gute Partie bot, entscheidet jedoch auf "nicht Tor". Zu Recht: Lehmann wird der Ball im Torraum regelwidrig aus den Händen geboxt ! Typisch Lehmann: Keine 60 Sekunden später revanchiert sich der Torhüter mit einem "Victor-Agali-Gedächnis-Check" gegen den Übeltäter und ist fortan "Publikumsliebling" im Stadion.

Müdes Spiel auf beiden Seiten

Der Rest der zweiten Hälfte ist schnell erzählt: Wenig Torchancen auf beiden Seiten bei mehr Spielanteilen für den FCK, der mit dem Rumpelacker á la Westfalenstadion 98 am besten klarzukommen scheint. Borussia ohne jegliches Konzept. Von Reuter und Stevic kommt rein gar nichts. Amoroso versteckt sich und Sörensen beweist wiedereinmal, dass er der fussballtalentierteste Leichtathlet Skandinaviens ist. Eine äußerst schwache Vorstellung der Offensive. Das einzig interessante Duell an diesem Abend: Der quirlige Südafrikaner Zuma gegen den 11 Jahre älteren Jürgen Kohler. Beide liefern sich packende Duelle. Eins davon führt in der 38. Minute zu einem Freistoss aus 20 Meter Torentfernung von Jensen, den Lehmann nur knapp parieren kann.

Koller kicks some ass

Unrühmlicher Schlusspunkt der ersten Hälfte: Koller rasselt mit dem starken Poulsen zusammen und tritt am Boden liegend dem Dänen in den Hintern. Poulsen erhält für die rüde Aktion seine zweite gelbe Karte und muss das Feld ebenso wie Jan Koller, der für sein Nachtreten rot bekommt, verlassen.

In der zweiten Hälfte sollte sich herausstellen, dass Poulsen dem dänischen Aufbauspiel mehr fehlen wird, als das lauffaule Spiel Kollers den Dortmundern.

Halbzeitfazit:

Ein schwaches Spiel zweier Teams bei kalten Temperaturen und auf einem schlechtbespielbaren Platz, den die UEFA nur mit Bedenken vor Anpfiff freigegeben hat.

Herrlich kommt für Amoroso

In der zweiten Hälfte bringt Sammer Heiko Herrlich für Amoroso. Dieser führt sich sofort gut ein und kommt nach einer Flanke zu einer guten Kopfballaktion, die jedoch von Torwart Pedersen pariert wird. Bis zur 70. Minute ist das Spiel jetzt schnell erzählt: Ausser Herrlich und Evanilson bewegt sich kein einziger schwarzgelber auf dem Platz und die Aktionen der Dänen bleiben wirkungslos. Das Spiel des FCK wirkt nicht übel, zwingende Torchancen entstehen jedoch auch keine. Anders auf den Rängen. Die Dortmunder Fans fangen in alter "dänischer Tradition" mit Dauersingen an. Richtig aufwecken kann das ihre Elf aber nicht.

Elfer für Kopenhagen:

Elfmeter für Kopenhagen: Laursen verschießt
Elfmeter für Kopenhagen: Laursen verschießt
© Foto: Online-Sport

In der 70. Minute dann die Aufregung: Wörns springt der Ball im Strafraum an die Hand. Auch wenn die Aktion ungewollt war, so verhindert er jedoch klar eine Torchance für einen Dänen, der nur noch einköpfen muss. Der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter. Laursen verschiesst jedoch erbärmlich. In Deutschland hätte er für so einen Blattschuss zur Strafe Manager bei Bayern München werden müssen...

Herrlich macht alles klar:

Der Rest des Spiels pure Langeweile. Beide Teams hatten sich wohl schon mit einem 0:0 abgefunden, was beiden Mannschaften alle Chancen fürs Rückspiel gelassen hätte. Trotzdem: Wir erinnern uns: Ajax Amsterdam spielte auch nur 0:0 in Kopenhagen und schied trotzdem im Rückspiel aus. Plötzlich dann jedoch der Aufreger: Ricken geht alleine durch und scheitert zunächst am Keeper, der jedoch nur abklatschen kann. Herrlich verwertet die Chance zum vielumjubelten 1:0.

Kurz danach pfeift der Schiri ab und die 500 mitgereisten Fans können ihren Heiko feiern. Matthias Sammer sagte vor ein paar Wochen, als Heiko Herrlich unglücklich ein Gegentor verursachte, dass wenn es im Fussball Gerechtigkeit gebe, sich diese irgendwann bei Heiko ausbezahlen werde. So war es auch und der BVB kann mit diesem 0:1 mehr als zufrieden sein, oder um es mit einem anderen Sammer-Zitat zu sagen: "Mund abwischen und nach Hause fah`n".

Die Kopenhagener Fans brauchen den Kopf nicht hängen zu lassen. Ihre Mannschaft, besonders Poulsen und Zuma wussten durchaus zu gefallen. Letztendlich fehlte die Durchschlagskraft. Beim BVB konnten nur Herrlich, Lehmann und mit Abstrichen Ricken und Evanilson überzeugen.

Statistik:

FCK: Pedersen – Rytter, Madsen, Laursen, Jensen – Bisgaard, Lönstrup, Poulsen, Röll – Zuma, Fernandez.

BVB: Lehmann – Wörns, Kohler – Evanilson, Stevic, Reuter, Dédé – Ricken – Sörensen, Koller, Amoroso.

Auswechselungen: 67. Thorninger für Röll, 72. Fredgaard für Fernandez, 90. Christiansen für Bisgaard – 46. Herrlich für Amoroso, 74. Metzelder für Dédé.

Schiedsrichter: Michael Riley (36) aus Leeds (England).

Rote Karte: Koller (45., Nachtreten),

Gelb-Rote Kare: Poulsen (45., wiederholtes Foulspiel),

Gelbe Karten: - Kohler, Amoroso, Metzelder.

Zuschauer: 18.600

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