Fehlfarben

Rattenlochexpedition: Drei Punkte für ein Halleluja!

22.02.2001, 13:00 Uhr von:  Arne

Am Samstag ist es endlich wieder soweit: Revierderby, die Borussia muß wieder einmal gegen das personifizierte Böse, den FC Meineid 05 antreten. In letzter Zeit wurde an dieser Stelle wenig über den fußballerischen Fürsten der Dunkelheit geschrieben, dabei bietet sich bei den Pappnasen eigentlich einiges an, um darüber zu berichten.

Nicht heulen, Sissy

Da ist zum einen Andrea Möller, die bei den Blauen derzeit zur Kaiserin Sissy avanciert und die Schlacker derzeit reihenweise dazu bringt, sich selbst der Lächerlichkeit preiszugeben. "Heulsuse Möller", galt in Gelsenkirchen vor Jahresfrist noch als Inbegriff des wehleidigen Profis und feigen Strafstoßschinders. Aber ganz getreu dem Motto "was schert mich mein Geschwätz von gestern" wird der inzwischen offenbar zum "Iron Andy" mutierte, von ihnen auf einmal geliebt und verehrt, als sei sie mit dem häßlichen V*lt*ns-Trikot auf die Welt gekommen. "Andy ist ein echter Sch***er geworden" schwören sie (oder sollte man besser beeiden sagen?) und glauben, daß dies uns Borussen tief im Innersten unserer schwatzgelben Seele treffen würde. Na und? Daß Andrea von ihrem ganzen Charakter (gebrochene Treueschwüre vor der Südtribüne und einer fast schon sprichwörtliche "vom-Feeling-her-habe-ich-ein-gutes-Gefühl"- Intelligenz) her besser nach Buer paßt als hierher nach Dortmund, das war uns allen doch auch schon viel früher klar...

Anfangs sahen sie alles noch ganz anders: sch*lke-unser.de

Propagandablatt sch*lke unser: Brot statt Möller

Erstaunlich ist allerdings, wie schnell die kopfüber-gewendeten Asseln "Ihre Andrea", der ja nun von vermeintlichen "Pseudo-Sachverständigen" nachgesagt wird, "auf Schlacke das Kämpfen gelernt zu haben", akzeptiert haben. Vor der Saison noch Staatsfeind Nummer 1, dann ein paar halbherzige Liebesbekundungen in irgendwelche Mikrofone gefaselt und schwupps ist der gemeine Rattenlochbesucher von seiner Sissy hundertprozentig überzeugt. Ein Wendehals ist dagegen direkt unbeweglich und ich möchte nicht wissen, wie viele derjenigen, die jetzt im Packstadion den Namen der Möllerschen krakeelen, noch zu Saisonbeginn die Umfragen von möller-raus.de [In einer ersten Abstimmung sprachen sich vier von fünf Fans, also 80,51 Prozent gegen den missliebigen Dortmunder aus] in die Höhe getrieben haben.

Ja - die ersten Reaktionen seinerzeit waren alles andere als zurückhaltend. "Muss das echt sein?", fragten sich aufgebrachte 05-Anhänger, als der "Leibhaftige Andreas Möller" die Geschäftsstelle am Rattenloch erstmals öffentlich betrat und von dort mit belegter Stimme erklärt wurde, dass ausgerechnet die schlimmste Reizfigur vom Revier-Rivalen Borussia Dortmund auf Schlacke einen 2-Jahres-Vertrag unterzeichnet habe. Bodo Berg, Leiter der Schalker Fan-Initiative, war damals außer sich: "Ich habe Schaum vor dem Mund. In meinem Gesicht steht die volle Breite des Grauens. Ich werde mir kein Spiel mit Möller ansehen."

Und Dich setzt man uns jetzt zum bejubeln vor...

Schaaalkee, scheeisssee, scheeisssee, scheeisssee!

Auch Rolf Rojek, als Vorsitzender des Fanclub-Dachverbandes Mitglied im Sch*lker Aufsichtsrat, rieb sich zunächst verwundert die Augen, als er sah, wie "ausgerechnet dieser Vogel da" sich das blaue Trikot mit der Aufschrift "Glückauf" und seinem Namenszug mit der Nummer 7 vor die Brust hielt: "Ich bin fast vom Stuhl gefallen, musste meine Gefühle erst sortieren. Aber ein echter Sch*lker wird er nie. Dazu müsste er noch 100 Jahre Fußball spielen." Der emotionale Schock ist deshalb so groß, weil gerade eine wie Sissy in "8" - zumeist erfolgreichen - Dortmunder Jahren auf einen Blauen so hasserweckend gewirkt hatte, wie ein rotes Tuch auf den Stier. Zwar hat er artig bekundet, er wolle versuchen, irgendwie Sch*lker zu werden, aber...

Was seine Einkünfte betrifft, ist Geld in Gelsenkacken ein Reizthema. Angeblich soll er bis zu 15 Millionen Mark für zwei Jahre kassieren, inklusive Handgeld, versteht sich. Aber dieser Deal, so erklärte Assi seinerzeit gebetsmühlenartig, rechne sich doch: "Wenn wir einen Spieler dieser Güte aus dem Vertrag kaufen würden, hätten wir die Notenpresse im Keller wieder anwerfen müssen." Doch die Aussage des Managers, Möllerlein würde "das Gehaltsgefüge nicht sprengen", ist - angesichts dessen Verdient - mehr als gewagt, ja sie ist schlicht gelogen!

Sissy selber gibt sich aber auch alle Mühe, den naiven Fan einzulullen. Nach einer Fahrt unter Tage war die Heulsuse derart ergriffen, daß sie von einem der emotionalsten Erlebnisse ihres Lebens (vermutlich nur knapp hinter dem Moment, als ihr damals der Nachbarsjunge seinen Lieblingsschnuller geschenkt hat) brabbelte. Sie habe eingesehen, daß es auch Leute gibt, die viel härter arbeiten müssen und mit "nur" 6500 Mark brutto im Monat auskommen müssen. "Nein wirklich, was für ein hartes Schicksal", werden sich da wohl einige gedacht und dabei an den Kopf gefaßt haben. Nicht so die Mehrheit der Blauen! Die sind von solchen Äußerungen hellauf begeistert und ich fühlen sich in ihrer geänderten Meinung über "Iron-Andy" eher noch bestärkt.

Als Fan des FC Meineid glaubt man schließlich alles, was einem von Vereinsseite vorgebetet wird. Und wenn der Zigarren-Rudi sagt, daß Andy in Herne-West viel weniger Geld bekommt als bei uns früher in Dortmund, dann glaubt man das [gefälligst] auch. Hat ja schließlich der Rudi gesagt und der Rudi hat immer Recht. Die Heulsuse hat nämlich jahrelang bei uns nur abkassiert, bevor sie zu dem Verein wechselte, den sie schon immer geliebt hat und wo sie dann halt auch für Nüsse kickt. Genauso wie B*hme; S*nd und besonders Mplumpsa, die allesamt nur der großen Ehre wegen für den selbsternannten Kultverein spielen.

Rudi Cigar

Als Schlacker darf man sich daher auch durchaus über die Ablösesumme für Tomas Rosicky echauffieren. 25 Millionen für einen einzelnen Spiel sei viel zu viel, der BVB habe völlig den Sinn für die Rivalität verloren usw. Achja, pleite sind wir einigen Asseln zufolge auch. Die Tatsache, daß man beim S05 bis vor kurzem - und zwar ohne Geld aus einem Börsengang sein Eigen nennen zu können - selber Ablösesummen-Rekordhalter war, läßt man hier geflissentlich mal unter den Tisch fallen. Ist ja auch egal: Rudi hat gesagt, der BVB hat keine müde Mark mehr und dann stimmt das auch. Der Rudi hat schließlich immer Recht!

Vorbereitung zum Börsengang: Ohne Moos nix loos!

Apropos Börsengang: Auch in diesem Punkt stimmt man in Herne-West auf einmal ganz andere Töne an. Hieß es noch vor ein paar Monaten, daß der FC Sch*lke auf keinen Fall an die Börse gehen wolle, so spricht man nun unverhohlen davon, in nächster Zeit diesen Schritt [noch] nicht unternehmen zu wollen. Passend dazu erklärte doch irgend so ein Referent mit Namen Burghard Pahnke vom Deutschen Aktieninstitut mit dem hohnschreienden Hinweis auf eine sehr solide(!) Sch*lke-Story (*ROTFL*), erst unlängst, dass er einem künftigen Börsengang des Fußball-Bundesligisten außerordentlich positiv gegenüber stehe. Hört, hört...

Ungeachtet dessen, wurde aber mittlerweile in aller Ruhe schon fleißig eine reinrassige Aktiengesellschaft angemeldet und haufenweise weitere Kapitalgesellschaften aus dem Boden gestampft - präventiv wie Rudi Rüssel es beschreibt. Ein Schelm der Böses dabei denkt.

Aber so ist es in der Vergangenheit ja immer gewesen. Was auch immer der BVB unternommen hat, immer wurde es von blauer Seite kritisiert, nur um es dann kurze Zeit später der Borussia gleich zu tun. Genauso wird es auch in Puncto Börse sein und es wundert mich persönlich kein bißchen, daß aus dem Schlacker Vorstand mittlerweile zu hören ist, daß das "Unternehmen Sch***e" langfristig vom sportlichen Erfolg unabhängig werden soll; für den Erfolg des Unternehmens müsse es egal sein, ob die Mannschaft Meister wird oder in der Regionalliga spielt. Töne, die so gar nicht zum selbst auferlegten Image des knuffig-kultigen Ruhrpott-Arbeitervereins passen wollen. Als Vorbild dient dem FC Meineid in dieser Hinsicht übrigens Manchester United... noch Fragen, Kienzle?

Dazu paßt auch folgende Werbung für ein Megaevent, das die Offiziellen des S05 - wie man hört - nur unter großen Anstrengungen für ihre Arena gewinnen konnten:

Das Oktoberfest mit den Stars der Volksmusik – zwölf Stunden feiern auf der "Wies´n im Revier"

Am 23. September 2001 findet das zweite Konzert in der Arena "Auf Schalke" statt. Stimmung, Spaß und Musik nonstop sind garantiert beim ganztägigen Oktoberfest mit den Stars der Volksmusik (Einlaß: 10 Uhr, Beginn 11 Uhr).


Das Oktoberfest wird während der rund zwölf Stunden auch mehr bieten als nur eine Aneinanderreihung der Konzerte von über einem Dutzend hochkarätiger Volksmusik-Künstler! Um ein originalgetreues Flair zu gewährleisten, wird in der Arena "Auf Schalke" die ganz besondere Atmosphäre des international bekannten Volksfestes geschaffen werden. Zum Beispiel ist der mit Biertischen bestückte Innenraum eingerahmt von einem Rummelplatz inklusive Schießbuden, Hau-den-Lukas sowie diversen Essens- und Getränkeständen, an denen unter anderem Brezn, Bier, Lebkuchenherzen oder Spanferkel am Spieß erhältlich sind.

Zugpferde bei diesem Spektakel, das von Marianne und Michael (Hits: "Die Zeit der Gummibärchen", "Uns're Omama war wunderbar") moderiert wird, sind natürlich die Stars der Volksmusik. Allen voran: Die Klostertaler ("An a Wunder hab' i glaubt", "Die Sterne stehen gut" oder "Hal-le-lu-ja") oder der ehemalige Riesenslalom-Weltmeister Hansi Hinterseer ("Du hast mich heut' noch nicht geküßt"). Ebenfalls in der Arena "Auf Schalke" mit dabei: Stefanie Hertel und ihr Freund, der Trompeter Stefan Mross. Angela Wiedl, die "Jodelkönigin" ("Wo sind die Zigeuner geblieben?", "Das Lied vom Regenwald") und die Geschwister Hofmann werden ebenso wie das 300-Kilogramm-Duo Die Wildecker Herzbuben ("Herzilein") mit zur guten Stimmung beitragen. Die Sechs von Hoi! spielen frischen Folkpop aus Österreich. Oswald Sattler wird sich ebenso wie der 13-jährige holländische Ausnahmevocalist Jantje Smit als Solist präsentieren, doch zusammen singen sie "Ich zeig' Dir die Berge" - den Titel, mit dem der Südtiroler den Internationalen Grand Prix der Volksmusik 2000 gewonnen hat. Nicht zu vergessen: das Alpentrio Tirol ("Hast a bisserl Zeit für mi"), die Showband Edelweiss Express und das Orchester Otti Bauer.

Karten für das ganztägige Festival, bei dem übrigens alle Akteure für Autogrammstunden zur Verfügung stehen werden, gibt es in fünf Preiskategorien von DM 59,10 bis DM 90,50 (inkl. Gebühren). Erhältlich sind die Tickets ab sofort unter der Telefonnummer 01805-150810 (DM 0,24/Min.), im Kartencenter des FC Schalke 04 in Gelsenkirchen (Geschäftsstelle am Parkstadion) sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Ja, die Asseln, ein Traditionsverein, wie er im Buche steht, stets bodenständig und nie dem reinen Kommerzdenken verfallen. Sagt zumindest der Rudi und der hat ja immer Recht...

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